Die Situation ist lebensbedrohlich und erfordert rasches Handeln. Das verlangt alle Aufmerksamkeit und Energie. Für andere Aufgaben ist keine Zeit mehr. Ich vertraue der ärztlichen Kunst, eine Wahl gibt es nicht. Das ist die Erklärung, warum auf unbestimmte Zeit hier an diesem Ort geschwiegen werden wird. Niemand soll dem Irrtum erliegen, die Welt zwischen Donau und Münsterturm habe sich so sehr zum Guten entwickelt, dass einer satirischen Betrachtung womöglich der Stoff ausgegangen sei…
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Text : Heinrich Heine. Musik & Performance: Donaufisch
Aus: Heine.Gedichte 1853. Zum Lazarus, II
Verliebt sein – auf keine Gegenliebe stoßen. Geliebt werden – Liebe nicht erwidern. Leid erfahren, Leid verursachen. Wenn es gut geht: Himmelhochjauchzend wechselseitig lieben: immer an den Geliebten denken…von der Stimme der Geliebten betört sein. Glücksempfinden in der gemeinsamen Zeit …der Duft der Angebeteten, die Wonnen sanfter Berührungen – doch das alles oft nur von kurzer Dauer. Was folgt ist Liebespein. Aber wie arm, das nie erlebt zu haben.
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Eine andere Sichtweise (die biologische)
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Sollte die Liebe nüchterner betrachtet werden? Etwa so, wie Franz Moor es tut, der es nicht verwindet, dass der Vater stets seinem Bruder Karl den Vorzug gab, und deshalb den Liebesakt, der zu seiner Zeugung führte, als nichts Heiliges anzusehen vermag: „Wo steckt denn nun das Heilige? Etwa im Actus selber, durch den ich entstund? – Als wenn dieser etwas mehr wäre, als viehischer Prozess zur Stillung viehischer Begierden?“ (Friedrich Schiller, Die Räuber).
Sturm fegt übers Land
Regen trommelt an die Wand
Bäume biegen sich zur Erde
Panisch flieht die scheue Herde
Donner grollen, Blitze zucken
Ich will mich nicht länger ducken
Alle Angst ist jetzt fort
Keine Macht mehr dem Wort
Wer uns gängelt, wer uns beugt
Wut in unserm Herzen zeugt
Wer Stein auf unsre Seelen legt
Wird vom Sturm hinweg gefegt
Die Stadtwerke Ulm wollen ihr etwas ramponiertes Ansehen aufbessern.
Viel Geld wurde die letzten Jahre durch Fehlinvestitionen verschwendet. Die Bundesnetzagentur zwang die SWU 2006, ihre Entgelte für Gasnetznutzung um 21 Prozent zu kürzen. Jahrelang wurde den Ulmer Strom- und Gasverbrauchern von ihrem örtlichen Versorger das Fell über die Ohren gezogen.
Die Möglichkeit des Verbrauchers, sich auf dem Strom- und Gasmarkt einen günstigeren Anbieter zu suchen, zwingt die Stadtwerke, ihr angeschlagenes Image aufzupolieren. Die SWU präsentieren sich jetzt als der originäre Ulmer Strom- und Gasversorger, dem jeder richtige Ulmer die Treue zu halten hat; sie verkaufen sich als heimisches Unternehmen, das gegen die großen Energiekonzerne Deutschlands bestehen muss, ökologische Energie anbietet, keinerlei überzogene Profitinteressen hat und nur eines möchte: die lieben Ulmer in ihrer schönen Stadt mit toller und sauberer Energie zu versorgen.
Bei dem Bemühen um Verbesserung ihres Ansehens spannen die Stadtwerke Ulm nun auch Künstler ein. Die Sängerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum schrieb mit ihrem Lebensgefährten Hellmut Hattler einen Song, den sie auch gemeinsam interpretieren.
Gesellschaftskritik („wir vergessen zu geben“), politischer Appell („schau dich um, was es zu bewahren gilt“), Mahnung („Zeit, dass wir uns der Verantwortung für unsere Welt bewusst werden“) sowie Realitätssinn („Unsre Welt – ein wundervoller Ort wie eine warme Umarmung, ein wundervoller Ort, wo man sein darf“) – Siyous Song „A lovely place“ bietet alles, was der gebildete und wohl situierte Mensch zwischen 35 und 45 von einem anspruchsvollen Songtext erwartet.
Wir vom Stammtisch denken aber auch an jene Kunden der Stadtwerke, die keine oder mangelhafte Englischkenntnisse haben und denen Bilder von der „großen Menschengemeinschaft“ und dem „Wundervollen Ort“ fremd sind. Diesen Kunden hat der Wirt ein kleines Lied gedichtet. Wir haben bereits Kontakt zu Eric Clapton aufgenommen. Vielleicht wird er dem Text vertonen. Da es um die Zukunft der Stadtwerke Ulm geht, wird Erics Zusage wohl nicht ausbleiben.
Stadtwerke Ulm – Song
Wir geben Gas für eine bessre Welt
Damit sie Kindern auch morgen gefällt
Wir drehen Strom an für warmes Licht
Dann hat der Mensch eine klare Sicht
Die Stadtwerke Ulm lieben Verbraucher
Ob schwarz oder weiß, Pietist oder Raucher.
Die Stadtwerke Ulm schützen die Welt
Beglücken die Menschen und machen Geld
Wir senden Euch Bus und Straßenbahn
So kommen in Ulm alle pünktlich an
Ob Jude, ob Moslem, ob Hindu, ob Christ
Zu Fuß durch die Stadt ist für jeden Mist
Die Stadtwerke Ulm lieben Verbraucher
Ob schwarz oder weiß, Pietist oder Raucher.
Die Stadtwerke Ulm schützen die Welt
Verzaubern die Kinder und machen Geld
Wir karren Müll aus unserer Stadt
Damit keiner Umstände hat.
Ob dumm oder klug, arm oder reich
Bei der Müllentsorgung sind alle gleich
Die Stadtwerke Ulm lieben Verbraucher
Ob schwarz oder weiß, Pietist oder Raucher.
Die Stadtwerke Ulm schützen die Welt
Erfreuen den Hausmann und machen Geld
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Der Steg am Bahnhof bröckelt vor sich hin
Während ich mit Großem so beschäftigt bin
Er wird gesperrt und endlich abgerissen
Ich hätte längst einen neuen bauen müssen.
Am Donauufer wird ein Strandbad stehen
Familien können dort baden gehen
Ich liebe diese giftig-grüne Brühe
Und alle Bürger schätzen meine große Mühe.
Wetzig, unsern Bürgermeister,
Verlassen alle guten Geister
Wetzig macht nur noch Mist
Glück, dass Ulm schnell vergisst
Am Aupark, wo ihr gern flaniert
Da wird bald alles zuplaniert
Ein Hochhaus, wo die Alten wohnen
Soll sich für den Investor lohnen.
Ein paar Millionen — es ist gar nicht schwer
Schieben ich und Stephan hin und her.
Wir waschen Geld und sorgen fürs Geschäft
Wenn uns der Staatsanwalt in Ruhe lässt.
Wetzig, unsern Bürgermeister,
Verlassen alle guten Geister
Wetzig macht nur noch Mist
Glück, dass Ulm schnell vergisst
Der „Wetzig-Blues“ erzählt vom Ulmer Baubürgermeister Alexander Wetzig. Er half seinem Freund Stephan Braunfels, dem berühmten Architekten aus München, eine halbe Million Euro vor dem Finanzamt München zu verstecken. Deswegen erhielt Wetzig im November 2010 einen Strafbefehl über 90 Tagessätze vom Amtsgericht.
Das Verblüffende ist: Trotz seiner Tat wird der Alexander Wetzig nicht aus seinem Amt gejagt. Ulms Oberbürgermeister und die Mehrzahl der Ulmer Gemeinderäte decken ihren Baubürgermeister. Moral zählt in der Donaustadt im Jahr 2011 unter dem sozialdemokratischen Oberbürgermeister Gönner nichts mehr.
Wie heißt ein altes Sprichwort? Der Fisch fängt vom Kopf her zu stinken an.
Eine Spitzbübin, die meist nur lacht, und ein Dieb, der in größter Not Unterstützung erwartet, aber bitter enttäuscht wird – Nur wenig Personal bietet Heinrich Heine auf, ein paar Kulissen nur braucht er, um uns die Geschichte eines Paares zu illustrieren…
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Heinrich Heine, Ein Weib
Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bett und lachte.
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte –
Sie schüttelt‘ das Haupt und lachte.
Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.
Text : Heinrich Heine. Musik & Performance: Donaufisch
Das Städtchen Ulm, Ihr glaubt es kaum,
Hat einen wunderschönen Traum.
Es möchte gern ein Adler sein,
Kein Spatz , so unscheinbar und klein.
Wer über Wolken hoch will schweben,
Der darf nicht knausrig sein im Leben.
Ein Traum wird wahr in dieser Welt
Für den, der investiert viel Geld.
Schubi-dubi-di, Schubi-dubi-da
Das Donaubüro ist wunderbar
Schubi-dubi-do, Schubi-dubi-dum
Diese Idee haut jeden um.
Ein Mann, sehr sparsam und bescheiden,
Soll fortan ein Büro hier leiten.
Zur Tarnung pflegt er die Kultur
Real beschafft er Geld uns nur.
Direktor ist Herr Langer Peter,
Im Umfang misst sein Leib zwei Meter.
Den Bürger freut s und er ist froh,
Ist stolz auf das Ulmer Donaubüro.
Schubi-dubi-di, Schubi-dubi-da
Das Donaubüro ist wunderbar
Schubi-dubi-do, Schubi-dubi-dum
Der Langer ist ein Unikum
Gebt Herrn Langer die Millionen!
Er wird weit mehr aus Brüssel holen.
Füllt unsre Kasse mit ganz viel Kohle
Macht Ulm zur Eurometropole.
Verehrte Leser!
Hier endet das Lied vom Ulmer Donaubüro in der Version für den Optimisten. Für reife Erwachsene folgt nun der zweite Teil des Liedes: kurz, bündig und realistisch.
Die Krise herrscht, es fehlt das Moos,
Dann ist in Brüssel auch nix los.
In solchen Zeiten schließt die EU
Selbst ihre Subventionskasse zu.
So ist der Spatz am End der Esel
Und heute weiß ein jeder Schnösel
Ein Spatz bleibt unscheinbar und klein
Wird nie ein stolzer Adler sein.
Schubi-dubi-di, Schubi-dubi-da
Eine Schnapsidee die wurde wahr
Schubi-dubi-do, Schubi-dubi-dum
Ganz Ulm liegt im Delirium.
Gelegentlich ist der Mensch der Gefahr allzu schwärmerischer Naturbetrachtung ausgesetzt. Dann braucht es bisweilen jemanden, der ihn mit nüchternem Wort auf den Boden der Realität zurückholt.
Ein Fräulein stand am Meere
Das Fräulein stand am Meere
und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! Sein sie munter,
das ist ein altes Stück;
hier vorne geht sie unter
und kehrt von hinten zurück.
Text : Heinrich Heine. Musik & Performance: Donaufisch