Noerenberg bleibt Oberbürgermeister in Neu-Ulm

Die Stichwahl am 30.3.2014 erbrachte folgendes Ergebnis:

 

OB-Wahl.2014

 

Von 41.938 Wahlberechtigten beteiligten sich an der Stichwahl 34,3 %. Das sind 14.384 Wähler.

50,3 % stimmten für Gerold Noerenberg, also 7.208 Wähler; 49,7 % für Detlef Kroeger, das sind 7.108 Wähler. Ungültig stimmten 68 Wähler.

100 Stimmen entschieden darüber, wer neuer OB Neu-Ulms sein wird.

 

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Facetten des Wahlkampfs in Neu-Ulm

Noerenberg2014.1

Am kommenden Sonntag entscheiden Neu-Ulms Bürger , wer OB ihrer Stadt sein wird – Gerold Noerenberg oder Detlef Kröger.

Auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes richtete der Leiter des größten Neu-Ulmer Theaters einen Aufruf an alle Kulturinteressierte und Intellektuelle, sie mögen doch bitte wie er für den CSU-Mann Noerenberg votieren. Gerüchten zufolge werden nach dieser beherzten Parteinahme und nach einer Wiederwahl Noerenbergs die städtischen Zuschüsse von jährlichen 115.000 € auf 1.000.000 für das Theater Neu-Ulm erhöht. Ob die Zuschüsse des Landes Bayern (33.000 € p.a.) ebenfalls erhöht werden, ist bisher unbekannt.

Der umtriebige SPD-Mann Karl-Martin Wöhner erprobte seit Jahren verschiedene Wege zur Macht. Oberbürgermeister wollte er werden, Landtagsabgeordneter. Jetzt versucht er sich als Strippenzieher. Wöhner richtete einen Appell an den Genossen Oberbürgermeister in Ulm. Wie man hört, forderte er Ivo Gönner auf, endlich etwas zur Unterstützung des Kandidaten Kröger beizutragen.

Am Donnerstag morgen entdeckte dann ein Hausmeister an der Fassade des Neu-Ulmer Rathauses politische Parolen. Diese (siehe unser Foto) legen nahe, dass sie von einem Unterstützer Krögers auf die Rathausfront aufgemalt worden sind. Ivo Gönner distanzierte sich in einer öffentlichen Erklärung (siehe unser Foto) von den Schmierereien.

Wie Edwin Ruschitzka von der Südwestpresse Ulm herausgefunden haben will, handelt es sich bei dem Kandidaten Dr. Detlef Kröger in Wahrheit um den stellungslosen Schauspieler Clemens Schmied. Er wurde von den Grünen und der SPD verpflichtet, im Neu-Ulmer OB-Wahlkampf in die Rolle eines Kandidaten zu schlüpfen.

Da die Vorbereitungszeit für Schmied knapp bemessen war, konnte er nicht mehr optimal auf seine Aufgabe vorbereitet werden.Zwei Kompaktkurse in Neu-Ulmer Kommunalpolitik – einer davon bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, der andere bei der Heinrich-Böll-Stiftung – verfehlten das Ziel, Detlef Kröger alias Clemens Schmied hinreichende Kenntnisse über den Stand der politischen Diskussion in Neu-Ulm zu vermitteln.

Das macht aber nichts. Denn bekanntlich sind dem Wähler andere Faktoren oft wichtiger. Deshalb bezeichnete sich Herr Detlef Kröger als leidenschaftlichen Hobbykoch und Kinogänger. Allerdings war ihm auf einer öffentlichen Veranstaltung leider kurzzeitig entfallen, welches Gericht er denn am liebsten kocht und welchen Film er zuletzt im Kino gesehen hat. Auch das soll, wenn wir moderner Wahlforschung Glauben schenken, nicht schlimm sein: dem irrenden und unsicheren Kandidaten gehört das Herz des Wählers.

 

WähltNörenberg

 

Detlef sei Dank

Wer hätte das für möglich gehalten? In Neu-Ulm tritt bei den Oberbürgermeisterwahlen am 16.3.2014 der parteilose, politisch unerfahrene Dr. Kroeger gegen den Amtsinhaber Noerenberg an und holt im ersten Wahlgang 41,4 Prozent der Stimmen. Der CSU-Kandidat verfehlt mit 46 Prozent die absolute Mehrheit und muss in einen zweiten Wahlgang.

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Was hier passiert ist, erklärt uns der SWP-Lokalchef in seiner Zeitung: Zu wenig Vertrauen in Gerold Noerenberg… Leistungen allein machen nicht selig…ein OB-Kandidat muss die Herzen der Menschen erobern…der CSU-Mann ist ein kühler Technokrat…er lässt Wertschätzung anderer vermissen. Das Resümee des wichtigsten Journalisten der Donaustadt: „die richtige Balance zwischen Machen und menschlichem Maß“ ist gefragt. (Welcher Ulmer Gottheit huldigt Hans-Uli hier? Wissen Sie es?)

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Ja, an diesen Behauptungen ist etwas Wahres. Politikberater wissen es vermutlich schon lange: Die Inhalte zählen nicht mehr. Es kommt nur noch auf die Verpackung an. Willst du in der Politik erfolgreich sein, musst du Verkaufstalent haben.Darin liegt etwas Tröstliches: Oberbürgermeister kann heute jeder werden, vorausgesetzt, er hat etwas schauspielerisches Talent.

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Also, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, frisch ans Werk, wenn Sie sich vorstellen können, die Rolle eines Kandidaten und eines Oberbürgermeisters gut zu spielen. Befolgen Sie unsere Ratschläge, der Erfolg wird sich einstellen:

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* Suchen Sie sich eine Stadt mit einem hölzernen Oberbürgermeister, der nicht beliebt ist.

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* Sammeln Sie alle politisch Aktiven hinter sich, die etwas gegen diesen Oberbürgermeister haben.

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* Senden Sie immer und überall die Signale: dieser Mann hat Herz und verabscheut Streit.

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* Sagen Sie nicht konkret, was Sie wollen oder nicht wollen.

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* Reagieren Sie auf Vorschläge und Fragen nicht mit Argumenten. Eine kluge Reaktion wäre z.B.: „Dieser Vorschlag scheint mir sehr interessant. Wir werden das im Auge behalten und wollen weiter darüber nachdenken. Ich danke Ihnen sehr für diese Anregung.“

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* Wenn Sie etwas über Ihre politischen Ziele sagen, halten Sie Ihre Aussagen allgemein: für gute wirtschaftliche Entwicklung sorgen…nachhaltige Politik betreiben…die Kreativität fördern… etwas für Familien und Kinder tun… der Unterstützung von Kunst und Kultur hohen Stellenwert einräumen…

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* dies alles würzen Sie mit den gelegentlich eingestreuten Forderungen nach respektvollem Umgang miteinander, nach Transparenz aller Entscheidungen und nach Bürgerbeteiligung…

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Um Ihre Zuversicht, bei Wahlen erfolgreich zu sein, noch zu bestärken, bedenken Sie bitte auch folgenden Umstand: Die Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl in Neu-Ulm lag bei 38 %. Von 42.080 Wahlberechtigten gingen 15.990 zur Wahl. Um also die absolute Mehrheit zu erhalten, musste man nur 7.995 Wähler am Wahltag auf seine Seite bringen! Die Erwartung weiter sinkender Wahlbeteiligungen in nächster Zukunft sollten Ihr Selbstvertrauen und Ihren Optimismus befördern.

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Die Neu-Ulmer OB-Wahl lehrt uns heute bereits eines (egal wer im zweiten Wahlgang am 30.März auch siegen wird) : Jeder hat die Befähigung zum Amt des Oberbürgermeisters! Auch Männer und Frauen, die beruflich nicht überaus erfolgreich waren, können im Wettbewerb um den Chefsessel im Rathaus ein neues Betätigungsfeld entdecken.

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Diese grundlegenden Erkenntnisse verdanken wir einem Mann, dem Neu-Ulmer OB-Kandidaten Dr. Detlef Kroeger. Deshalb ruft unser Stammtisch voller Überzeugung: Detlef – unserem Mutmacher – ein herzliches Dankeschön!

Wahlkrampf in Neu-Ulm

Viele werden es nicht wissen: Auch in Bayern wird gewählt. Ob das in allen Gemeinden dieses Bundeslandes der Fall ist, können wir nicht mit Gewissheit sagen. Fest steht, dass die Bürger Neu-Ulms am 16.3.2014 einen Oberbürgermeister wählen können.

Früher wurden dieses Amt traditionell einem Mann anvertraut, der einen mit Rauten verzierten Bierkrug am längsten am ausgestreckten Arm halten konnte und hinterher noch imstande war, sich einen Liter Gerstensaft in den Schlund zu gießen, ohne dabei schlucken zu müssen.

1995 kehrte dann auch in Neu-Ulm die Gleichberechtigung ein. Eine Frau durfte kandidieren. Sie war Mitglied der CSU, akademisch gebildet (mit Doktortitel) und fotogen, erfüllte somit alle verfassungsrechtlich in Bayern geforderten Voraussetzungen. Sie gewann die Wahl, aber schon acht Jahre später kehrte sie der schwäbischen Stadt den Rücken, um in München das Amt der Justizministerin auszuüben und die Untaten der bayerischen Justiz an Gustl Mollath herunterzuspielen.

Gerold Noerenberg (CSU) ist seit 2004 Oberbürgermeister Neu-Ulms. Heuer tritt er wieder zur Wahl an. Seine Konkurrenten sind Dr. Detlev Kröger und Stephan Salzmann.

Herr Dr. Kröger ist Jurist. Als Unternehmer unternahm er einige Experimente. Die „Mindwerk AG“, die „Citywerk GmbH“, die „Xcelso GmbH“ blieben insolvent auf der Strecke. Jetzt berät Dr. Kröger Unternehmen, die vor dem Aus stehen. Unterstützt wird der Kandidat von SPD, Grünen, FWG und FDP.

Stephan Salzmann ist Optikermeister. In Neu-Ulm und Umgebung verkauft er in neun eigenen Geschäften mit Erfolg Brillen. Ihm zur Seite steht die Wählergemeinschaft Bürger pro Neu-Ulm, zu der vor kurzem drei Stadträte der FWG und SPD übergelaufen sind. PRO zählt seither vier Stadträte. Herr Salzmann ist froh, von dieser mächtigen Kraft zum OB-Kandidaten nominiert worden zu sein. Wäre er nicht von der Wählergemeinschaft zum Kandidaten gekürt worden, hätte Herr Salzmann 300 Unterschriften von Unterstützern sammeln müssen. Eine hohe Hürde!

Während der Amtsinhaber bescheidene politische Ziele anstrebt, haben die Herausforderer große Ambitionen.

Dr. Kröger, der nach eigenem Bekunden ein Herz für alle Bürger hat, gleich welcher Herkunft, und sogar über die Gabe der Empathie verfügt, möchte das Donauufer verschönern, einen neuen Politikstil einführen, den Mensch ins Zentrum der Politik stellen, keine Straßenbahn, aber innovative Bussysteme, dann doch eine Straßenbahn und freies W-Lan auf öffentlichen Plätzen, eine kinderfreundliche Stadt mit einer Einladungskultur, mehr Mehrgenerationenhäuser und Lebensmittelläden sowie ein Kinder- und Jugendparlament. Der aufmerksame Beobachter erkennt sogleich: hier formuliert ein kreativer Senkrechtstarter der Politik seine nachhaltigen Utopien.

Auch der Optiker Salzmann, der in den letzten Wochen das politische Feuer in sich entdeckte, offenbarte nicht minder anspruchsvolle Vorhaben. Er möchte ein Bürger-Ohr, das die direkte Verbindung zum Wähler sucht, eine anziehende Innenstadt, ein neues Selbstverständnis (womöglich als erster Schritt auf dem Weg zum neuen Menschen?), bessere Aufenthaltsqualität und Freizeitmöglichkeiten und einen Edelstahlsteg am Donauufer. Sind das nicht erstaunliche Visionen? In den kommenden Wochen, so Salzmann gegenüber der Lokalpresse, möchte er diesen Visionen noch den nötigen Feinschliff geben.

Ganz anders präsentiert sich Amtsinhaber Noerenberg. Er sieht sich als leidenschaftlichen und gelegentlich zu selbstkritischen Menschen, der zu Ungeduld und Perfektionismus neige. Übersteigerter Ehrgeiz ist ihm fremd, vor ihm liegt nach der Wahl nur eine neue Aufgabe neben der Beendigung bereits begonnener: am Heiner-Metzger-Platz möchte er einen achtgeschossigen Neubau errichten, in dem Wohnungen und Geschäfte, die Stadtbibliothek, das Archiv und der Generationentreff unterkommen können. Auf die Frage eines Journalisten, was er sich für Neu-Ulm wünsche, antwortete Noerenberg: „Momentan gar nichts“. Was hatte er bei dieser Antwort im Hinterkopf? Die Neu-Ulmer Schulden in Höhe von 46 Millionen € (2013)? Oder seinen Ulmer Kollegen Ivo Gönner, der sich bei einem Schuldenstand von 118 Millionen € (2012), in zu vielen Großprojekten verzettelt hat?

Da haben sich die OB-Kandidaten Kröger und Salzmann nun so viel Mühe gegeben, ausgeklügelte Programme zu formulieren, die Neu-Ulm in ein Paradies verwandelt hätten. Und wozu das alles? Oberbürgermeister können sie nicht werden, dieser Posten ist für Gerold Noerenberg reserviert. In Neu-Ulm kann bekanntlich (seit der Zeit als noch das Maßkrugstemmen entschied) nur Bürgermeister werden, wer seit seinem 18. Lebensjahr Mitglied der CSU ist. Wozu dann aber Wahlen durchführen?

In Zeiten zunehmenden politischen Desinteresses ist auch das politische System verpflichtet, einen Beitrag zur Unterhaltung der Bevölkerung zu leisten. Diesem Anspruch versucht Neu-Ulm mit der OB-Wahl 2014 gerecht zu werden. Allerdings muss der kritische Betrachter feststellen, dass der Spaßfaktor im OB-Wahlkampf Neu-Ulms im Vergleich zu amerikanischen Wahlkämpfen doch noch sehr klein ist. Noerenberg sollte sich den SPD-Abgeordneten Martin Rivoir aus Ulm zum Vorbild nehmen, der in seinem letzten Wahlkampf ganz auf Programme und Reden verzichtete, und statt dessen die Jugend zum kostenlosen Kinobesuch einlud. So schafft und festigt der clevere Politiker heute die Unterstützung durch Wähler.

Wir Bürger sollten uns auch keine Sorgen darum machen, dass sich die Kandidaten Noerenberg, Kröger und Salzmann für Gottes Lohn abmühen.

Gerold Noerenberg wird nach der Besoldungsgruppe B 7 bezahlt und erhält somit 10.000 € netto monatlich. Da ist es nicht zu viel verlangt, wenn von Zeit zu Zeit ein kleiner Beitrag zur Unterhaltung der Bevölkerung erwartet wird.

Auch Dr. Kröger und Salzmann gehen nicht leer aus. Dr Kröger erhält nach seiner Kandidatur sicher wieder Kredit von der Bank, um erneut sein unternehmerisches Glück zu versuchen. Und Herr Salzmann, dem der Wahlkampf kostenlose Werbung für seine Geschäfte verschafft, wird, wenn wir sein Wahlkampfmotto „Bürger-Ohr“ richtig verstanden haben, außer mehr Brillen bald auch mit großem Erfolg Hörgeräte verkaufen.

OBKandidatKröger

Freunde des Kalksteins e.V.


Heute haben wir vom Donaufisch einen Verein gegründet. Er heißt „Freunde des Kalksteins. e.V.“ Unser Vereinsziel besteht darin, die Bedeutung des Kalksteins in unserer Region ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Außerdem möchte wir uns engagiert für einen nachhaltigen Umgang mit dem Kalkstein auf der Schwäbischen Alb einsetzen, dessen Existenz vielerlei Bedrohungen ausgesetzt ist.

Doch kaum ist die gute Idee in die Tat umgesetzt, erscheinen Spötter, denen nichts heilig ist, und ziehen das soeben begonnene Werk in den Schmutz. Nachstehend abgedrucktes Geschreibsel, verfasst von einem Anonymus, wurde heute Abend an die Tür unseres Vereinsheims genagelt.

Wir distanzieren uns von diesem üblen Machwerk und fordern den Verfasser auf, die erhobenen Anschuldigungen und Verleumdungen sofort zurück zu nehmen. Der Wirt und Vereinsvorsitzende Quasselstrippe erklärte, dass er zum Rücktritt vom Vereinsvorsitz entschlossen sei, wenn der Verfasser sich nicht umgehend entschuldige.

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*

Der Vereinsvorsitzende

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Wenn dich plagt die Lebenspein

Gründe doch einen Verein

Ziel und Zweck sind Nebensachen

Wichtig ist, etwas zu machen

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Erobere den Vorstandsposten

Und – egal mit welchen Kosten –

Mach deinen Verein bekannt

Überall im ganzen Land

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So erhältst du etwas Einfluss

Und vom Rathaus einen Zuschuss

Engagierst zehn Mitarbeiter

Es geht aufwärts – immer weiter

*

Versammlung, Sitzung, Konferenzen

Das Ego wächst – ganz ohne Grenzen

Vereinsarbeit nimmt ständig zu

Die Lebenspein gibt endlich Ruh

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Du willst Ansehen, Geld, Bedeutung

Stehst auch täglich in der Zeitung

Hältst dich für ein Schwergewicht

Doch das bist du wirklich nicht

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Kalksteinfreunde e.V.

Neu-Ulm: lieblos, ungepflegt, abweisend

Blumenkübel vor dem Geschäft aufstellen kostet 80.- im Jahr in Neu-Ulm. Als es publik wird, stoppt der Stadtrat die Gebühr. Kritiker sagen: So etwas ist typisch Neu-Ulm.

Was sagt Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg von der CSU?

„Eine Diskussion, die es eigentlich nicht wert ist, geführt zu werden. Es ist wert, drüber zu diskutieren, was können wir in Neu-Ulm machen, damit wir noch attraktiver werden, damit wir uns vielleicht auch besser verkaufen. Vielleicht ist des auch ´n Problem, dass wir uns nicht gut genug verkaufen.“ (Noerenberg in einem Interview mit dem Bayerischen Fernsehen im Juli 2013)

Herr Noerenberg hält Neu-Ulm tatsächlich für „attraktiv“ und glaubt, die Stadt habe hauptsächlich das Problem, sich zu schlecht zu verkaufen. Das ist eine sehr oberflächlichen Betrachtung, aus der selbstverständlich keine brauchbaren Schlussfolgerungen gezogen werden können. Deshalb kommt Herr Noerenberg bei der Darstellung seines Zukunftskonzeptes für Neu-Ulm über Phrasen nicht hinaus. Einkaufszentren, moderne Architektur und Wohnungen für alle wünscht er sich im Interview mit dem Fernsehen und fährt wörtlich fort:

„Jung und modern. Wir müssen an einem urbanen Zentrum bauen. Des is noch ein Thema, des wir verstärken müssen. Aber gerade mit solchen Bauten, glaub ich, kriegen wir des Image hin. Wir haben eine Schwesterstadt auf der anderen Seite der Donau – reichsstädtisch, ehrwürdig, historisch – des sind wir nicht. Also müssen wir den anderen Punkt besetzen, eben – jung und modern.“ (Quelle s.o.)

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Bitte auf das Foto klicken, um den Filmbeitrag des Bayerischen Rundfunk zu sehen.

Wir vom DF sind gespannt, wie Herr Noerenberg das Image „hinkriegen“ wird. Heute ist eben die alles entscheidende Frage, wie in den Medien über einen berichtet wird, tatsächliche Verhältnisse spielen keine Rolle.

Ein Tipp an Herrn Noerenberg: Ulms Baubürgermeister Wetzig geht bald in den Ruhestand. Engagieren Sie ihn als Berater. Er wird Neu-Ulm in kurzer Zeit zahlreiche moderne Bauwerke errichten, die in den Medien und in aller Welt größte Beachtung finden werden. Wir sind überzeugt, dass es Ihnen, Herr Noerenberg, auf diese Weise gelingen wird „den Punkt jung und modern zu besetzen“.

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Nicht mehr lange und die Augsburger Straße, die Neu-Ulm von West nach Ost kilometerlang durchzieht, wird zu einem Schmuckstück, das in einem Atemzug mit der Avenue des Champs-Élysées , dem Broadway oder Unter den Linden genannt werden wird. Der Plan Gerold Noerenbergs: junge und moderne Bauen nach dem Ulmer Vorbild.

Herr Gottfried Böhm, Herr Stephan Braunfels, Herr Wolfram Wöhr – halten Sie sich bereit! Herr Noerenberg benötigt Ihre Dienste. Angefangen wird mit dem Bau einer Pyramide, die anstelle des unansehnlichen Flachbaus auf unserem Foto errichtet werden soll.

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/ 13.9.2013

Neu-Ulmer Kübelkrieg

St. Johann Baptist 1

Neu-Ulm ist die hässlichste Stadt der Welt.

Daran besteht unter Einheimischen und Gästen kein Zweifel. Dass die bayrische Landesregierung bisher davon absah, den Komplettabriss Neu-Ulms anzuordnen, verdankt die Stadt einem einzigartigen Baudenkmal in ihrem Zentrum – St. Johann Baptist, einem Bauwerk, das von Dominikus Böhm von einer neoromanischen zur expressionistischen Kirche umgestaltet wurde.

Kein Mensch weiß, was den Stadtverein „Wir in Neu-Ulm“ für ein Teufel geritten hat – war es Denkfaulheit, Aktionismus oder gar Masochismus – jedenfalls lud dieser Verein einen Experten für Standortmarketing ein und beauftragte ihn, die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen. Unter uns gesagt, gleicht dieser Hilferuf des Stadtvereins an den Marketingexperten doch sehr dem Verhalten Angehöriger eines Verstorbenen, die in ihrer Verzweiflung den Arzt ans Totenbett rufen und ihn bitten, den Verblichenen wieder zum Leben zu erwecken.

Der Experte Professor Doderer, Inhaber einer Kommunikationsagentur und Lehrbeauftragter an der Hochschule Furtwangen kam. Statt die Karten auf den Tisch zu legen und ehrlich zu bekennen, dass er nicht über göttliche Fähigkeiten verfüge, verbreitete er Zuversicht und versprach den Herren vom Stadtverein Vorschläge, wie Neu-Ulm in eine „Wohlfühlstadt“ umgewandelt werden könne.

Zwei Stunden spazierte der Professor sieben Mal vom einen Ende Neu-Ulms ans andere und wieder zurück. Zwei Minuten hatten ihm gereicht, um zu sehen, was mit dieser Stadt los ist. Die restlichen 118 Minuten trieben ihn zwei Fragen um: Was sag ich bloß den Herren vom Stadtverein und wie sag ich es ihnen? Offensichtlich wirkte die triste Augsburger Straße anregend auf den Professor, der nach seiner Rückkehr von der Stadterkundung zum Vorsitzenden des Stadtvereins „Wir in Neu-Ulm“ sagte:

„Ich habe sehr viele Beobachtungen gemacht und diese kurz protokolliert. Nun werde ich nach Furtwangen zurückkehren und meine Notizen zu einem Gutachten ausarbeiten. Bitten Sie doch alle wichtigen Leute Neu-Ulms am 15.Juni ins Edwin-Scharff-Haus. Ich werde dann coram publico die wichtigsten Ergebnisse meiner Untersuchung referieren.“

So geschah es. Im Beisein aller Vorstandsmitglieder des Stadtvereins, in Anwesenheit von sieben Stadträten, zwei Gastronomen, eines Immobilienmaklers und drei Vereinsvorsitzenden fasste Professor Doderer am Abend des 15. Juni die „Essentiellen Resultate seiner empirischen Beobachtungen und Datenerhebung zum Zustand der Bayrischen Stadt Neu-Ulm im Jahr 2013“ zusammen:

der Asphalt ist sanierungsbedürftig, das Ortsschild zu klein, Verbotsschilder gibt es zu viele, Bänke und Papierkörbe zu wenig, der Schriftzug am Bürgerbüro ist hässlich, gleiches gilt für die Schaufenster, während an Bordsteinen Moos und Gras wachsen, sprießt sonst zu wenig Grün in der Stadt.

Fazit: Fehlendes ästhetisches Bewusstsein sowie fehlende Erlebbarkeit der Wasserfront (Donau) sind zu konstatieren. Ein „Masterplan 2025“ muss aufgestellt werden. Hauptinhalt sollte ein Begrünungskonzept sein, mehr „Aufenthaltsqualität“ ist zu schaffen.

Nach diesem Vortrag waren die Zuhörer froh: So eine messerscharfe Analyse, so klar formulierte Vorschläge hatten sie nicht erwartet. Andererseits waren die Anwesenden auch erleichtert: Mit keinem Wort hatte der Marketingexperte erwähnt, dass Neu-Ulm die hässlichste Stadt der Welt ist. Das machte Hoffnung.

So nahm schon einen Tag nach der Abreise Professor Doderers das Unheil seinen Lauf.

Ein Ladenbesitzer, Mitglied im Vereinsvorstand „Wir in Neu-Ulm“ stellte einen Blumenkübel vor seine Tür, um auf diese Weise einen Beitrag zur Stadtbegrünung zu leisten. Der städtische Bedienstete Stephan Endres nahm dies zum Anlass, um auf die „Satzung für straßenrechtliche Sondernutzung“ hinzuweisen, die es der Stadt Neu-Ulm ermögliche, für das Aufstellen eines Pflanzenkübels eine Jahresgebühr von 80 € zu verlangen. Daraufhin drohte der bekannteste Kulturschaffende Neu-Ulms, der zugleich Vorsitzender des Stadtvereins „Wir in Neu-Ulm“ ist, mit seinem Rücktritt, falls die Stadtverwaltung die Sondernutzungsgebühr in Höhe von 80 € nicht abschaffen sollte. Jetzt war es Zeit, dass sich der CSU-Oberbürgermeister Gerold Noerenberg einschaltete. Er tat es mit der Erklärung, dass diese Sondernutzungsgebühr doch noch nie erhoben worden sei…

Ehe wir uns versahen, war in der Stadt Neu-Ulm ein Krieg ausgebrochen, zu dem es nie gekommen wäre, wenn sich die Beteiligten rechtzeitig daran erinnert hätten, was sie doch alle schon lange wissen:

Neu-Ulm ist die hässlichste Stadt der Welt.

St.Johann Baptist 2

St. Johann Baptist 3

/ 14.7.2013