DC Commercial und der Sedelhof

Investor am Ulmer Sedelhof ist der Hamburger Immobilienentwickler DC Commercial (Tochter von Dahler & Company) . Er kaufte die Projektgesellschaft von MAB (Rabobank).

Mit 36 von 40 Stimmen votierte der Gemeinderat am 28.1.2015 in nicht-öffentlicher Sitzung für DC Commercial als neuen Investor. 170 Millionen Euro will dieser ausgeben. Kein abgeschottetes Shoppingcenter, sondern ein Einkaufs- und Wohnquartier soll gebaut werden mit Supermarkt, Lebensmitteldiscounter und großem Elektrogeschäft. In den Obergeschossen entstehen Büros und 100 hochwertige Wohnungen.

Der Bau des DC-Commercial-Projektes beginnt im Sommer 2016, heißt es, 2018 sei das neue Quartier fertig. Das hört sich alles nicht schlecht an. Die bisher bekannt gegebenen Pläne über die Gestaltung des neuen Viertels wecken die Hoffnung, dass aus dem neuen Sedelhof doch noch ein Gebiet wird, das Qualität hat.

Was aber wird Ulm für das Projekt unterm Strich draufzahlen?
Alle hochfahrenden Pläne von Gönner, Wetzig und Czisch sind beim Teufel. Wahrscheinlich werden die drei froh sein, wenn sie am Ende „nur ein paar Millionen“ weniger von DC Commercial bekommen, als sie für den Kauf von Häusern und Grundstücken am Sedelhof ausgeben mussten. In Vergessenheit geraten wird, dass die Stadt Ulm McDonald’s mit Millionen subventioniert, damit die Fast-Food-Kette den Sedelhof vorübergehend verlässt, um später in ein neues Quartier dorthin zurückzukehren.

Bis vor kurzem zitterten Verwaltung und Stadtrat um das Projekt. Nun sind alle erleichtert und werden den Bürgern die nächsten Monate weismachen, dass der neue Sedelhof für Ulm nicht nur ein Bombengeschäft, sondern auch ein ganz einzigartiges Projekt sei, das in Europa seinesgleichen suche.

Es ist diese Angeberei und Großtuerei, dieses Beschönigen, das vorsätzliche Verschweigen wichtiger Tatsachen, die listige Verdrehung oder versteckte Lüge, Unehrlichkeit und Verschlagenheit, was manche Politiker so unglaubwürdig macht und damit viele Bürger zu empfindlichen Skeptikern.

Sedelhof

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Ulm trauert um die Sparkasse

Gestern verstarb nach langem Leiden an den Folgen einer Scala-Infektion die Sparkasse Ulm.

SpK.Ulm
Alle ärztliche Kunst der international anerkannten Koryphäen Professor Dr. Ivo Gönner und Professor Dr. Heinz Seiffert konnte das Leben der Siechen nicht mehr retten. Auch die von Ulms bekanntem Scheinheiligen Manfred Oster herbei geflehte göttliche Hilfe blieb leider aus.

Was wird nun aus den 80 Millionen € teuren und noch nicht ganz fertig gestellten Neubauten der Verstorbenen?

Die Gebäude sind, wie Sie auf unserem Foto unschwer erkennen werden, so hässlich, dass sich dafür beim besten Willen kein Käufer finden wird. Selbst die Hamburger Firma DC Commercial, die der Stadt für einen Appel und ein Ei die Sedelhöfe abkaufen wird, hat für den Sparkassenneubau keine Verwendung und schlug das Angebot der Erbin, die Gebäude für einen symbolischen Euro zu erwerben, bereits aus.

SpK.Neubau

Bedauerlicher Irrtum

Jedes Theater braucht Statisten. Ohne Statisten können die Hauptdarsteller einpacken. Im Ulmer Gemeinderat haben mindestens 30 Statisten ein Engagement. Elf davon spielen die Garde von König Ivo. Sie nennen sich FWG und ihre Anführerin ist Hella Mopski.

Wie es sich für eine Garde gehört, fragt sie weder warum noch wozu. Sie steht loyal zum Herrscher, dessen Taten und Untaten werden bedingungslos verteidigt. Mancher aus der Ulmer Gesellschaft spottet, die Loyalität der Freiwilligen Wurstel Gönners sei eine Form des Kadavergehorsams. Bei uns im DF stößt diese Tugend der Loyalität dagegen auf große Bewunderung.

Leider kam es kurz vor Weihnachten in einem DF-Beitrag über die politischen Ereignisse in Ulm zu einem Irrtum, den wir sehr bedauern.In einem Bericht über Hella Mopski als dienstältester Rätin veröffentlichten wir ein Foto der loyalen, unabhängigen, kritischen und geistreichen Gemeinderätin.

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Unter dem Foto stand: „Alles hört auf mein Kommando. Hella Mopski hat jetzt das Ruder als dienstälteste Ulmer Stadträtin übernommen:“

Wegen dieses Fotos erhielten wir etliche Leserzuschriften, die unsere Auswahl rügten und uns vorwarfen, in manipulativer Absicht gegen die Stadträtin Stimmung zu machen. Wir betonen, dass es nicht in unserer Absicht lag, Frau Mopski durch eine fotografische Darstellung in ein schlechtes Licht zu rücken.

In der Tat zeigt das Foto aber eklatante Schwächen, so dass Hella Mopski rot stichig und reichlich entstellt abgebildet ist. Deshalb möchten wir uns bei Frau Mopski und allen Bürgern, die sich so engagiert für die geschätzte Honoratiorin eingesetzt haben, entschuldigen.

Als Zeichen unseres aufrichtigen Bedauerns veröffentlichen wir ein Foto neueren Datums der Ulmer Gemeinderätin, das Hella Mopski zeigt, wie sie im richtigen Leben aussieht.

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Utopia Ulm

Wir platzen vor Stolz. Von Ivo Gönner und diesem Gemeinderat regiert zu werden, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. In Ulm herrschen Vernunft, Weisheit und Demokratie. Vor allem Demokratie.

Selbstverständlich kommt es auch hier wie überall in der Welt zu politischen Irrtümern, aber sie werden nicht geleugnet, nicht verborgen, nicht kleingeredet. Fehlentscheidungen werden nicht unwägbaren und unbeeinflussbaren Faktoren zugeschrieben, die Schuld wird nicht anderen in die Schuhe geschoben.

Hier stehen Oberbürgermeister und Räte mutig zu ihren Fehlern, einer schonungslosen Analyse folgt eine konzentrierte Diskussion aller Handlungsoptionen. Kein Ulmer Bürger wird vom Rathaus wie ein unmündiges Kind behandelt, die Politik lässt die Bürger teilhaben, auch an der beständig geübten Selbstkritik.

Der Bürger und die Bürgerin vergelten das ihnen entgegengebrachte Vertrauen und die Achtung, mit der sie behandelt werden, durch Loyalität und den festen Glauben an die Funktionsfähigkeit der repräsentative Demokratie. Der Verein der überzeugten Nichtwähler hat sich in Ulm aufgelöst.

Was? Sie glauben das alles nicht? Dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre der Südwest Presse Ulm dieser Tage. Dort steht es schwarz auf weiß. Ivo Gönners Lokalchef Hans-Uli Thierer hat alles für Sie aufgeschrieben:

Matthias Berz verliert seinen Job als Chef der Stadtwerke Ulm.

Ivo Gönner sagte in der letzten Gemeinderatssitzung wörtlich: „Wir haben katastrophale Fehler gemacht in der Energiepolitik. Wir wollten zum großen Stromproduzenten aufsteigen, 20 Prozent eigene Stromproduktion genügte uns nicht. Wir wollten mit EON, RWE, ENBW und Vattenfall in einer Liga spielen, wollten Geld verdienen ohne Ende. Das hat sich gerächt. Berz und der Aufsichtsrat haben die Karre an die Wand gefahren. Wir litten unter Größenwahn“

Dem schloss sich auch Finanzbürgermeister Czisch (CDU) an, der nach eigenem Bekunden als zukünftiger Oberbürgermeister Ulms alles anders machen will.

Reinhold Eichhorn nannte die Energiepolitik seiner Freien Wähler im Ulmer Gemeinderat „unerträglich, unredlich und schädlich“.

Auswege aus der Misere zeigte Dr. Thomas Kienle (CDU) auf: eine rasche Privatisierung der Stadtwerke hielt er für ebenso nützlich wie die Anwendung von Fracking und die weitere Nutzung der Kernenergie.

Martin Rivoir, SPD-Landtagsabgeordneter und zukünftiger Ulmer OB-Kandidat, versprach in der Gemeinderatssitzung, sich über Peter Langer und Günther Oettinger in Brüssel um einen EU-Rettungsschirm für die Stadtwerke Ulm zu bemühen. „Bei der herausragenden Rolle, die Ulm als Hauptstadt der Donauregion in Europa spielt, und den Verdiensten, die sich OB Gönner in der EU erworben hat, wird Brüssel uns ohne jeden Zweifel einen Rettungsschirm für die SWU in angemessener Höhe gewähren“.

65 Millionen

… für die kranken Stadtwerke

Ein bisschen untergegangen ist dieser Tage eine äußerst wichtige Nachricht: die Stadtwerke Ulm brauchen erneut eine Finanzhilfe in Höhe von 20 Millionen Euro. Damit erhöht sich die Summe, die Ulm in fünf Jahren an ihre maroden Stadtwerke bezahlt hat, auf insgesamt 65 Millionen; das „städtische Sparbuch zum Schuldenabbau“ sei damit leer, schreibt die Lokalpresse.

Einträchtig erklären Rathaus und SWP den Bürgern stets, wenn sich das Thema nicht vermeiden lässt, dass der Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie und die Energiewende Ursache der Lage der Ulmer Stadtwerke sei.

Die andere Sichtweise, die gravierende Fehler des SWU-Chefs Berz bei Entscheidungen über große Investition sieht, wird in der Lokalzeitung – ganz im Sinne des Oberbürgermeisters – kaum thematisiert, allenfalls angedeutet.

OB Gönner selbst gibt die Parole aus: möglichst wenig über die Misere reden und schreiben.

Für sein Abwiegeln und Vertuschen findet er – wie immer – passende Worte: „Bitte alles tiefer hängen…die SWU (haben) über Jahre unseren Haushalt gestützt…Es geht um 1000 Mitarbeiter.“
Wer könnte da widersprechen? Jeder, der jetzt noch öffentlich über die Probleme der SWU spricht oder gar sagt, die Stadtwerke stünden vor dem Ruin, ist verantwortlich, wenn das städtische Unternehmen wirklich in Konkurs geht. Wer möchte schon 1000 Arbeitsplätze vernichten?

Also bleibt nur schweigen?

Nein! Machen Sie sich keine Sorgen, verehrte Leser! Sie sind nicht verantwortlich für die Fehler des SWU-Chefs Matthias Berz und des Aufsichtsratsvorsitzenden Ivo Gönner. Sie dürfen über die Katastrophe der Stadtwerke Ulm offen sprechen.

Manchmal soll rechtzeitiges Reden über Probleme ja sogar verhindern, dass diese noch größer werden.

Das Sedelhofspiel

Die Sedelhöfe – ein Spiel für die ganze Familie

Die Sedelhöfe sollten eine einzigartige Shopping-Mall werden, die Ulm einen Haufen Geld einbringt. So planten es Oberbürgermeister Gönner, BM Wetzig und BM Czisch.

Alle Grundstücke auf dem Gelände waren in Rekordzeit von der Stadt aufgekauft, sämtliche Gebäude ruck, zuck abgerissen, in Windeseile die holländische Rabo-Bank als Investor gefunden, schnell noch eine öffentliche Straße in den Kaufvertrag aufgenommen und die Zusage gemacht, dass die Besucherströme durch städtische Planung in die Sedelhöfe geleitet werden, eben noch kurz der Gemeinderat informiert und dann – ja, dann hätte eigentlich der Vertrag unterzeichnet und mit dem Bau begonnen werden sollen. Denn bereits in gut einem Jahr, 2016, sollte die Eröffnung sein.

Und jetzt? Stillstand. Der Investor ist abgesprungen. Kein neuer in Sicht. Wer will heute auch noch in Shoppingmalls investieren? Zu wenig Rendite, keine Zukunft. Was tun, wenn sie mitten in der Stadt eine große plane Fläche fabriziert haben und diese nicht sinnvoll nutzen können? Wenn sie 35 Millionen in eine Luftnummer investiert haben? Alles abschreiben? Nein, Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass auch aus Niederlagen, Fehlplanungen und Irrtümern Kapital geschlagen werden kann!

Ein kleiner Artikel, der bereits 2013 in „Der Postillon“ erschienen ist, weist den Weg

Lego startet neue Serie „Gescheiterte deutsche Großprojekte“

„ Billund/Dänemark (dpo) – Der Spielzeughersteller Lego beweist wieder einmal, dass er auf der Höhe der Zeit ist. Heute stellte das dänische Unternehmen eine speziell auf den deutschen Markt zugeschnittene neue Serie vor. Unter dem Titel „Gescheiterte deutsche Großprojekte“ können bald auch Kinder vergeblich versuchen, den Berliner Großflughafen BER, den unterirdischen Bahnhof Stuttgart21 sowie die Hamburger Elbphilharmonie zu bauen.

Jørgen Vig Knudstorp, der Geschäftsführer des Traditionsunternehmens, erklärte bei der Präsentation: „Wir haben uns alle Mühe gegeben, das Erlebnis so realistisch und damit so frustrierend wie möglich zu gestalten. Unser Ziel ist es, dass sich Kinder keine Illusionen machen, was Großbauprojekte in Deutschland angeht.“
Mit je 69,99 Euro Grundpreis sind die Basissets BER, S21 und die Elbphilharmonie zwar kostspielig, aber erschwinglich. Beim Aufbau stellt sich allerdings schnell heraus, dass die sonst bei Lego sehr übersichtlich gehaltenen Baupläne völlig unbrauchbar sind. Viele Arbeitsschritte sind vollkommen undurchführbar, immer wieder muss von vorne begonnen werden und nicht zuletzt fehlen wichtige Bauteile.

Zusätzlich zu den drei Grundboxen will Lego vierteljährlich Erweiterungsboxen (je 29,99 Euro) herausbringen, die Eltern ihrem Nachwuchs schon allein deswegen kaufen werden, damit die Anfangsinvestition nicht vergeblich war. Doch obwohl die Erweiterungssets vielversprechend aussehen, lassen sie das Chaos durch zahlreiche Bauplanänderungen und weitere unpassende Teile nur noch größer werden.

Dabei hat der Spielwarenhersteller selbst auf kleinste Details geachtet: So sind sämtliche Lego-Bauarbeiter mit zwei linken Händen ausgestattet, beim Flughafen BER sind allein vier Erweiterungsboxen für den Brandschutz nötig und Stuttgart21 wird mit zahlreichen Demonstranten geliefert, die den Bau immer wieder empfindlich stören.
Kurz nach Bekanntwerden der neuen Serie schnellten die Aktienkurse von Lego in die Höhe. Börsenexperten vermuten, dass sie dem Spielwarenhersteller bis mindestens 2063 satte Gewinne einbringen wird.“

So weit also „Der Postillon“. Aber was hat das Ulmer Projekt Sedelhöfe mit den beliebten Legospielsteinen zu tun?

Das Sedelhofspiel

Der Ulmer Finanzbürgermeister sollte schnellstens damit beauftragt werden, zu Lego, Legoland bei Günzburg und zu Ravensburger Spiele einen Kontakt herzustellen, um diesen Firmen einen attraktiven Vorschlag zu unterbreiten:

Ihr Unternehmen erhält vom Ulmer Rathaus alle Rechte und Informationen, um aus dem gescheiterten Sedelhofprojekt ein Spiel für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu machen. Für die Älteren denken wir an ein Strategiespiel: „Bürgermeister und Investor“ oder: „Wie stelle ich den Gemeinderat kalt“; für die Kleineren käme ein Spiel in Frage, das in kindgerechter Weise auf die Bürgerbeteiligung vorbereitet, die in Ulm heute bereits eine zentrale Rolle spielt. Wir denken beispielsweise daran, dass auf einem Areal im Legoland Kinder mit vorgefertigten Bausteinen gemeinsam mit Ihren Eltern gestalten lernen: „Wir bauen uns einen Sedelhof“.

Gewiss werden die kreativen Geister der Spielwarenindustrie ganz formidable Ideen hervorbringen. Die Stadt Ulm könnte mit etwas Glück durch eine vertraglich garantierte Umsatzbeteiligung aus einer kommunalpolitischen Katastrophe eine sprudelnden Geldquelle machen.

Naiver Schöngeist

Vor dem Eröffnungskonzert vom Musikfest Stuttgart am 30.8.2014 (Haydns „Schöpfung“) hielt Günther Oettinger eine Eröffnungsrede, die missglückte und das Publikum provozierte. (Wer erwartet von Herrn Oettinger anderes?) Dieser Vorfall ist heute Gegenstand der Berichterstattung der Stuttgarter Zeitung und der Südwest Presse.

Wir fragen uns: Muss ein kultivierter und wohlerzogener Mensch schweigen, wenn ein Politiker wie Günther Oettinger in einer Rede bei einem Musikfest Unsinn redet und provoziert?

Herr Jürgen Kanold, Kulturchef der Südwest Presse Ulm, hält schweigen für richtig. Ganz anders und differenzierter Susanne Benda von der Stuttgarter Zeitung.

Wir meinen: Naive Schöngeister richten durch„vornehme“ Zurückhaltung oft größeren Schaden an als Menschen, die rechtzeitig aufbegehren. Das lehrt uns die Geschichte an zahllosen Beispielen.

Stuttgarter Zeitung 1.9.2014

Noch bevor beim großen Eröffnungskonzert des Musikfests am Abend der erste Ton erklingt, erhebt sich im Beethovensaal lauter Protest. „Aufhören!“, hört man,und„Schluss jetzt!“. Günther Oettinger, vom unerwarteten Gegenwind des Publikums aus der Bahn geworfen, bringt seine Festrede zu einem raschen Ende, sitzt den ersten Teil des Konzertes ab und wird im zweiten von niemandem mehr gesehen.
Tatsächlich hat der EU-Energiekommissar dem Publikum am Samstagabend nicht etwa die angekündigten Gedanken zum Festivalmotto „Herkunft“ vorgetragen, sondern zum aktuellen politischen Geschehen Stellung bezogen.Manches von dem, was er etwa zum Ukraine-Konflikt sagt, ist richtig, aber wer hier Parallelen zum Hitler-Stalin-Pakt zieht, wer pauschal von „dem Polen“, „dem Russen“ und „dem Litauer“ spricht und wer in der Heimat von Mercedes verkündet, man müsse ja nicht immer nur daran denken, die S-Klasse nach Moskau zu exportieren, der darf sich nicht wundern,wenn anderen das nicht gefällt.
Autorin: Susanne Benda

Südwest Presse 1.9.2014

Günther Oettinger war eingeladen, zur Eröffnung des Musikfests Stuttgart seine „Gedanken“ über das Festival-Motto „Herkunft“ vorzutragen. Aber dann wurde der 60-Jährige am Samstagabend in der Liederhalle mit „Aufhören!“-Rufen und anhaltend lautem Klatschen regelrecht zum Schweigen gebracht. Peinlich. Ein Eklat. Aber warum nur?
Oettingers lokalpatriotischen Superlativ „Stuttgart ist die deutsche Musikstadt“ nahm das Publikum gerne an. Auch dessen Seitenhieb auf die Sparpläne der grün-roten Landesregierung, die bei den Musikhochschulen Studienplätze für Ausländer abbauen will: „Wer Autos baut, tut gut daran, auch Kultur zu exportieren.“

Doch dann holte Oettinger unpassend zum außenpolitisch-moralischen Rundumschlag aus: für mehr deutsches Engagement in den Krisenherden dieser Welt. Als er indirekt brandmarkte, die „S-Klasse nach Moskau zu exportieren“, ertönten „Aufhören!“-Rufe. Oettinger aber redete und redete, und ein Teil des Publikums machte seinem zunehmenden Unmut dadurch Luft, dass es den CDU-Politiker durch anhaltendes Applaudieren störte. Oettinger ging darauf nicht ein, kam aber zum Schluss, hörte sich den ersten Teil der „Schöpfung“ an und war nach der Pause weg. Er musste irgendwie die Veranstaltung verwechselt haben. Erschreckend aber auch, wie unhöflich bis intolerant viele Zuhörer reagierten.
Autor: Jürgen Kanold

Dr. Pinsler wohnt bescheiden

Vor kurzem konnte Dr. Frank Pinsler ein neues Reiheneckhaus im Türmle beziehen.

Erdgeschoss, Obergeschoss, Flachdach, weiße Fassade.große Fenster und Balkontüren. Drum herum den größten Garten aller benachbarten Häuser, an der Grundstücksgrenze ein Baum, der in wenigen Jahren Schatten spendet, wenn der Bewohner und seine Gefährtin an einem heißen Sommernachmittag auf der Terrasse sitzen. Von den Häusern, die hier stehen , liegt das Reiheneckhaus Dr. Pinslers am ruhigsten. Kein Durchgangsverkehr, in akzeptablem Abstand Familien mit Kindern.

Dr. Pinsler wohnt zur Miete.

Eigentümer aller neuen Häuser hier im Türmle ist die Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft (UWS). Sie ließ in diesem Wohnviertel Häuser abreißen. Die Sanierung sei zu teuer, hieß es. Ehemalige Mieter, die z.T. Jahrzehnte hier gelebt hatten, mussten das Viertel verlassen. Die neuen Mieten sind für sie unbezahlbar.

Dr. Pinsler arbeitet bei der Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft (UWS). Er ist dort Geschäftsführer.

Das ist auch der Grund dafür, dass bei uns im DF die letzten Wochen Beschwerden eingingen. Vetterleswirtschaft, hieß es in verärgerten Äußerungen. Korruption, ein Angestellter eines städtischen Unternehmens (auch noch dessen Chef) verschaffe sich Vorteile mit Hilfe dieses Unternehmens .

Wir verstehen die ganze Aufregung nicht.

Sicher ließ sich Dr. Pinsler auf eine Liste aller Mietinteressenten setzen und kam ganz ordnungsgemäß als sechster von sechs Bewerbern zum Zug. Dass die Häuser für Familien mit Kindern gedacht sind und Herr Dr. Pinsler einen Mietvertrag erhielt, kann ihm niemand vorwerfen. Es haben sich eben zu wenige Familien mit Kindern beworben.

Außerdem sollten wir endlich aufhören mit diesem krankhaften Streben, alle Menschen gleich behandeln zu wollen. Tüchtige Mitarbeiter unseres Oberbürgermeisters Gönner haben es verdient, in den Genuss gewisser Vorteile zu kommen.( es wäre auch recht und billig, wenn Herr Dr. Pinsler sich nun seinerseits bei jenen Personen erkenntlich zeigen würde, die daran mitgewirkt haben, dass er im Sommer 2014 ein Haus der UWS beziehen konnte).

Wie heißt es so schön auf der Internetseite der Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft?

„Hier finde ich mein Zuhause…Soziale Verantwortung – das ist uns nicht nur eine angemessene und bezahlbare Miete“.

Herr Dr. Pinsler hat zu einer angemessenen und bezahlbaren Miete ein Zuhause gefunden – ein bescheidenes Zuhauses, wie wir vom DF meinen. Da sollten wir mit unserer städtischen Wohnungsbaugesellschaft doch zufrieden sein und nicht gleich wieder neidvoll die kameradschaftliche Ulmer Atmosphäre vergiften.

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Das Foto zeigt Herrn Dr. Pinsler, die Stadträtin Malischewski und OB Gönner beim Spatenstich am Türmle. Gemeinsam arbeiten sie daran, dass für Herrn Dr. Frank Pinsler ein preiswertes Reiheneckhaus entstehen kann.

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Ein „Kommando Ulmer Vetterleswirtschaft“ will jetzt überall im Türmle böswillig verunstaltete Plakate der Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft (UWS) aufhängen. Wir vom DF missbilligen dies und verlangen vom Ordnungsamt der Stadt Ulm, dass unverzüglich gegen die Provokateure eingeschritten wird.

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Beiträge zur UWS

Ulms wundervolle Stadtsanierung (UWS) / 11.9.2011

UWS – Spekulationsgeschäfte – Ulm verliert Millionen /9.4.2008

UWS – Spekulationsgeschäfte / 21.11.09

UWS – Spekulationsgeschäfte 2 / 5.8.2010

Streng geheim oder: Wie Ivo Gönner die Deutsche Bank besiegte / 24.5.2012

Ulmer Architekt ausgezeichnet

Gleich zwei angesehene Preise auf dem Gebiet moderner Baukunst konnte ein Ulmer Architekt jetzt ergattern.

Adrian Hochstrasser erhielt neben dem „Kreativpreis 2014“ des Zentralverbandes Europäischer Kisten- und Schachtelfertigung (ZEKS) auch den „Numerobis Preis“ des Bundesverbandes genialer Statiker (BGS).

Was für eine Ehre für den Architekten! Welcher Stolz für die Bürger Ulms, die sich glücklich schätzen, so hervorragende Mitbürger unter sich zu wissen.

Den Kreativpreis des ZEKS erhielt Hochstrasser für seinen 2008 am Ulmer Hauptbahnhof errichteten Infopavillon. (siehe Foto) Ulms Baubürgermeister Alexander Wetzig erteilte seinerzeit den Auftrag den sog. „i-Pavillon“ für 380.000 € zu bauen.

Der Statikerpreis wurde Hochstrasser vom BGS für das von ihm konstruierte Eventschiff verliehen. Seit Monaten schwimmt das 3,2 Millionen € teure Gastroschiff des Unternehmes Eberhard Riedmüller ohne nennenswerte Beeinträchtigungen auf der Donau (siehe Foto). Wasserhöchst- und Wassertiefständen trotzt das Hausboot im Großen und Ganzen dank solider statischer Berechnungen Hochstrassers.

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Die neuen Sedelhof-Investoren

Die Firma MAB, die am Sedelhof in Ulm ein Shoppingcenter bauen sollte, gibt es nicht mehr. Die niederländische Rabobank hat MAB platt gemacht, weil die Planung und der Bau innerstädtischer Einkaufszentren nicht mehr genügend Rendite abwirft.

Gönner, Wetzig und Czisch und die meisten Gemeinderäte halten unbeirrt an einem gescheiterten Projekt fest. Längst geht es nicht mehr darum, Gewinn mit dem Verkauf der Grundstücke in bester Lage zu erzielen und mehr Gewerbesteuer einzunehmen. Ein Scheitern soll um jeden Preis verhindert werden, um einem Verlust von Ansehen und Glaubwürdigkeit vorzubeugen.

Zwei Investoren stehen jetzt in Verhandlungen mit der Stadt. Beide, Mfi Management und OFB Projektentwicklung / Wöhr + Bauer, hatten sich bereits 2011 um die Realisierung des Projektes am Sedelhof beworben.

OFB wollte der Stadt Ulm damals 30,4 Millionen für die in Bahnhofsnähe geräumten Grundstücke bezahlen und verlangte, dass der Abbruch des unter der Erde gelegene Atombunkers von der Stadt bezahlt werden müsse. Mfi Management bot 31 Millionen Euro. Den Zuschlag bekam im November 2011 der Meistbietende. MAB war bereit, 31,5 Millionen zu bezahlen. Vielleicht hat sich diese Firma auch deshalb in Luft aufgelöst, weil sie immer die verlockendsten Angebote machte.

Ulm und OB Gönner sind in einer misslichen Lage. 24 Monate benötigt der Bau der Shoppingmall am Hauptbahnhof. 2016 sollte sie ursprünglich fertig gestellt sein. Jetzt steht ein Baubeginn in den Sternen. Mögliche Investoren haben viel Zeit. Sie haben keine Eile und genügend Möglichkeiten, Ulms politisch Verantwortliche unter Druck zu setzen. In dieser Situation müssten die Grundstücke am Sedelhof doch zu einem Schnäppchenpreis zu haben sein! Auch andere Wünsche des zukünftigen Investors stoßen gewiss auf größtes Verständnis bei Gönner, Czisch und Wetzig.

In dieser vertrackten Lage ist Hilfe erforderlich. Deshalb sind wir vom DF-Stammtisch entschlossen, dem Ulmer Rathaus mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Sorgen Sie, Herr Gönner dafür, dass Ihre Verhandlungspartner von Mfi und OFB unter Druck geraten und deren Bereitschaft zum schnellen Abschluss wächst. Wie?

Die Drohung, das Sedelhofprojekt europaweit neu auszuschreiben, können Sie vergessen, Herr Gönner. Da lachen die Entscheider dieser beiden Konzerne nur. Wer sollte Mfi und OFB bei einer erneuten Ausschreibung als Konkurrenz in die Quere kommen? Wird sich nach der Eröffnung der Neu-Ulmer Glacis-Galerie und der Stuttgarter Einkaufszentren „Milaneo“ und „Gerber“ (von Ulm aus bestens mit dem Zug erreichbar) noch ein Mensch für ein Shoppingcenter in Ulm interessieren?

Ihnen, Herr Gönner, würde eine erneute Ausschreibung nur zum Nachteil gereichen: Die Sedelhöfe wären jahrelang Brache, das vom Handel benötigte Parkhaus nicht mehr vorhanden, andere Großprojekte (Straßenbahnausbau) wegen finanzieller Engpässe in Frage gestellt. Ulm und sein Mall-Projekt würden zum Gespött ganz Baden-Württembergs.

Wie können Sie, Herr Gönner, die interessierten Investoren unter Druck setzen?

Drohen Sie ihnen an, dass sie das ganze Areal Sedelhof an McDonalds verkaufen, damit die Fastfoodkette dort ein einmaliges Projekt verwirklichen kann: ein gigantisches Drive-In-Restaurant, das größte der Welt. DRIVE-THROUGH-ULM – das wäre doch was! Und wenn die Investoren dann jedes Interesse verlören – sei s drum – Ulm wäre um ein Alleinstellungsmerkmal reicher (Gewerbesteuer!).

DRIVE-IN-ULM

Lesenswerter Betrag in : KONTEXT WOCHENZEITUNG vom 23.7.2014