Wenn er in seinem Leben den Mut gehabt hätte, selbst in die Politik zu gehen, wäre den Ulmern einiges erspart geblieben. Dann säße er jetzt vielleicht im Gemeinderat und könnte dort parteilich und laut seine Anschauungen darlegen (die leisen Töne und Akkorde gibt es in seinem Repertoire nicht ); oder er wäre in der SPD zum Kreisgeschäftsführer aufgestiegen und könnte in dieser Funktion maßlos auf die große Pauke hauen; auch eine journalistische Karriere beim „Vorwärts“ wäre denkbar gewesen, allerdings mit großen Umständen verbunden, da er für diese Aufgabe die geliebte Heimatstadt hätte verlassen müssen.

Zur politischen Karriere fehlten ihm Mut und Talent. Er verfügt wahrscheinlich über die Fähigkeit zur guten Selbsteinschätzung. Diese signalisierte ihm: Keine Kandidatur bei Wahlen. Um hier zu reüssieren ist deine Persönlichkeit zu kantig, dein diplomatisches Geschick zu gering.

Er entschied sich nicht für die Politik, sondern für den Journalismus. Jetzt ist er in Ulm seit langem als Journalist bei der Südwest Presse tätig und macht in dieser Funktion Politik.

Aus der zweiten Reihe, aus dem Hinterhalt, von der geschützten oberen Etage des Pressehauses schießt er auf alles, was seinen Anschauungen und politischen Zielen widerspricht. Ohne sich vor Wählern oder Parteifreunden verantworten zu müssen; völlig frei, lediglich dem eigenen Gewissen verantwortlich, nur gelegentlich von ein paar Leserbriefschreibern attackiert, die er mit der nötigen Distanz sieht: Die Hunde bellen, die Karawane aber zieht weiter.

Um seinen Meinungen und Ansichten Gehör und Verbreitung zu verschaffen, wendet er viele Mittel an: Er bestimmt, welche Aufmerksamkeit einem Ereignis oder einem Thema in der Printausgabe der SWP zuteil wird, indem es dort an zentraler Stelle Erwähnung findet, auf hinteren Seiten zwischen Werbeanzeigen verschwindet oder überhaupt nicht in die Zeitung kommt. Er trennt nicht mehr zwischen Bericht und Kommentar, vermischt die Mitteilung von Ereignissen und subjektiver Bewertung, übt Kritik an der einen Gruppe, verschont aus Berechnung die andere.

Hier wird, wie heute ein Leser in einer Stellungnahme schreibt, kein rechtschaffener Journalismus mehr praktiziert, es wird nicht mehr informiert, sondern manipuliert, Einseitigkeit ist Programm.

Das alles wäre zu verschmerzen, gäbe es für den Ulmer Bürger eine Alternative. Früher las der Konservative in der Donaustadt die Schwäbische Zeitung. Heute verfügt die Südwest Presse über ein Monopol.

Auf die Lektüre der Tageszeitung wegen der Dominanz eines Manipulators zu verzichten, ist keine Lösung. Der durchschnittliche Leser der SWP verfügt auch nicht über Marktmacht , die er in die Waagschale werfen könnte, um HUTs Propagandatätigkeit zu bremsen. Also, was tun?

Missbrauch publizistischer Macht gibt es immer wieder. Anfang September 2011 berichteten Medien vom Lokalchef der Zossener Rundschau, Fred Hasselmann, der all seine journalistische Macht einsetzt, um die Bürgermeisterin der Stadt Michaela Schreiber zu unterstützen. Oft hilft in solchen Fällen schon, wenn Kollegen darauf aufmerksam werden und den Verstoß gegen das journalistische Berufsethos öffentlich machen.

Den Lesern wird nichts anderes übrigbleiben als weiterhin durch Leserbeiträge, Presseerklärungen, Gespräche mit anderen Redaktionsmitgliedern, Stellungnahmen in anderen Publikationen (Internet) dem Missbrauch der Lokalzeitung durch einen Redakteur entgegenzutreten. Intelligent und maßvoll taten dies in der heutigen Ausgabe der SWP einige Leser:

Vergleiche hierzu folgende Textes:
Panikmacher 1 (Ein Artikel von HUT)
Panikmacher 2 (Leserbriefe)
Panikmacher 3 (Leserbrief)

Dass Beharrlichkeit zum Erfolg führen kann, wurde in Ulm an der Online-Ausgabe der SWP deutlich: Monatelang schmierten rechtsradikale Hetzer ihr braunes Gedankengut unter den Augen des verantwortlichen Redakteurs Steffen Wolff in die Kommentarzeilen. Andere Leser hielten dagegen und erreichten schließlich, dass der Registriermodus verändert wurde mit der Folge, dass die rechten Schmierfinken (bis heute zumindest) keine rassistischen Beiträge mehr veröffentlicht haben.

Vielleicht sollten die Ulmer Schulen im Rahmen des Projektes der Südwest Presse „Zeitung in der Schule“ das Thema Machtmissbrauch durch Journalisten aufgreifen. Lehrern und Schülern stehen mit dem angefügten Material Texte zur Verfügung, die zum Einstieg durchaus geeignet sind.

22.11.2011