Eulenspiegels Geburtstagsfeier im Donaufisch

Heute feiern wir ein Jubiläum. Vor 500 Jahren erschien erstmals eines der berühmtesten aller deutscher Volksbücher: „Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel, geboren uß dem Land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat“. Die anonym veröffentlichen Schwänke erfreuen sich seit dem 16. Jahrhundert großer Beliebtheit. Zum Zeitpunkt des erstmaligen Erscheinens konnten nur 5 Prozent der Bevölkerung lesen, was viele aber nicht daran hinderte, sich das Buch zuzulegen und sich daraus von Kundigen vorlesen zu lassen. Da Quasselstrippe, der Wirt vom DF, zu den Verehrern Till Eulenspiegels zählt und ihm dieser ausgemachte Anarchist in mancherlei Hinsicht als Vorbild dient, wird heute hier am Stammtisch an ihn erinnert.

14.Kapitel

Wie Eulenspiegel in dem Dorf Büddenstedt Küster wurde und wie der Pfarrer in die Kirche schiss, so dass Eulenspiegel eine Tonne Bier damit gewann

ALS EULENSPIEGEL in dem Dorf Küster geworden war, konnte er laut singen, wie es sich für einen Mesner gehört. Nachdem der Pfaffe mit Eulenspiegel wieder einen Küster hatte, stand er einmal vor dem Altar, zog sich an und wollte die Messe halten. Eulenspiegel stand hinter ihm und ordnete ihm sein Messgewand. Da ließ der Pfaffe einen großen Furz, so dass es durch die ganze Kirche schallte. Da sprach Eulenspiegel: „Herr, wie ist das? Opfert Ihr dies unserm Herrn statt Weihrauch hier vor dem Altar?“ Der Pfaffe sagte: „Was fragst du danach? Das ist meine Kirche. Ich habe die Macht, mitten in die Kirche zu scheißen.“ Eulenspiegel sprach: „Das soll Euch und mir eine Tonne Bier gelten, ob Ihr das tun könnt.“ Der Pfaffe sagte: „ja, das soll gelten.“ Sie wetteten miteinander und der Pfaffe sprach: „Meinst du, dass ich nicht so keck bin?“ Und er kehrte sich um, machte einen großen Haufen in die Kirche und sprach: „Sieh, Herr Küster, ich habe die Tonne Bier gewonnen.“ Eulenspiegel sagte: „Nein, Herr, erst wollen wir messen, ob es mitten in der Kirche ist, wie Ihr sagtet.“ Eulenspiegel maß es aus: da fehlte wohl ein Viertel bis zu Mitte der Kirche. Also gewann Eulenspiegel die Tonne Bier…“

Wer mehr wissen möchte: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1420460/

25.3.2011

Werbung

Bananenfahnenspiel

Wer kennt sie nicht, die spannungslose Zeit, in der einen das Leben nicht durch amouröse Abenteuer erfreut, nicht durch hinreißende geistige Interaktion mit Mitmenschen oder unbeschreibliche kulturelle Erlebnisse, in der Berufs- und Lebensalltag durch Langeweile zur Last werden und die Seele der Hilfe bedarf. Wenn Sie über viel Geld verfügen, ist es nicht schwer, der bleiernen Öde zu entfliehen. Wir vom Stammtisch wollen Menschen mit dem kleinen Portemonnaie helfen, eine aufregende Zeit zu erleben. Wenn Sie Quasselstrippes Tipps befolgen, garantieren wir Ihnen aufregende Tage.

DCF 1.0

Alles, was Sie für die einleitende kleine Bastellarbeit benötigen, ist eine deutsche Flagge (siehe Abbildung 1) und das vergrößerte Foto einer Banane (siehe Abbildung 2). Sie schneiden eine Banane aus und kleben Sie mitten auf die deutsche Flagge. Fertig. Alles Weitere hängt von Ihrer Wohnsituation ab. Verfügen Sie über einen gut einsehbaren Vorgarten, hängen Sie die Bananenfahne dort auf. Leben Sie in einer Mietwohnung ohne Garten, können Sie die Flagge auch aus einem Fenster hängen. Wichtig ist, dass sie von möglichst vielen Passanten gut gesehen werden kann. Nun müssen Sie etwas Geduld haben.

Banane

Wenn Sie in einer ordentlichen schwäbischen Stadt wohnen, dürften nur wenige Tage vergehen, bis ein Passant oder vielleicht auch ein Polizist Anzeige erstattet. Der gegen Sie erhobene Vorwurf: Missbrauch staatlicher Symbole. Jetzt beginnt die aufregende Phase: Die Kriminalpolizei wird bei Ihnen auftauchen, die sofortige Herausgabe der Flagge fordern und diese beschlagnahmen. Doch es wird noch prickelnder: Sie werden auf das Polizeirevier vorgeladen. Dort verhören sie die staatlichen Spezialisten mehrere Stunden lang, um die niederträchtigen Motive Ihres Tuns ans Licht zu zerren. In dieser Phase des Spieles, sollten Sie Nervenkraft beweisen, und dem Druck ihrer Peiniger keinesfalls nachgeben. Nur wenn Sie das Verhör durchstehen, ohne die geringste Reue für Ihr Tun zu zeigen, kommen Sie in die nächste Runde.

Sollte Sie es bis hierher geschafft haben, ist Zeit für eine kleine Entspannungsphase. Diese nutzt ihr Gegenspieler zur Vorbereitung der nächsten Etappe: Ein Staatsanwalt ermittelt nun gegen Sie und entscheidet am Ende, ob er vor Gericht Anklage erheben wird oder nicht.
Leider gelang es bisher keinem Mitglied des Stammtisches, bis zur Endrunde des Bananenfahnenspieles , der Eröffnung eines Strafverfahrens, vorzustoßen. Bei unserer letzten Spielrunde gab der Staatsanwalt am Ende des Ermittlungsverfahrens auf. Aufregend war allerdings auch die Begründung, die er für die Einstellung des Verfahrens gab. Im Gegensatz zum provokanten Aufstellen der Bundesflagge in einem Misthaufen, stelle das Hissen der Bananenfahne, so der Staatsanwalt, keine Verunglimpfung der Fahne dar. Die Fahne werde nicht empfindlich geschmäht oder besonders verächtlich gemacht. Wenn überhaupt etwas durch die Bananenfahne zum Ausdruck gebracht werde, so der Staatsanwalt, dann die verdeckte Behauptung, dass die Bundesrepublik eine Bananenrepublik sei. Bei dieser Behauptung handele es sich weder um eine üble Beschimpfung noch um eine böswillige Verächtlichmachung.

So, lieber Leser, nun aber ans Werk. Mal sehen, ob Sie es schaffen, mit Ihrer Bananenfahne in die Endrunde des Spieles zu kommen. Wir drücken Ihnen die Daumen.

20.1.2009

Donaufisch Weihnachtsaktion

Auch wir vom Stammtisch können uns der allgemeinen vorweihnachtlichen Stimmung nicht entziehen. Das Fest der Liebe und des Friedens steht vor der Tür. Das stimmt uns milde und versöhnlich und nährt unsern Überdruss an Kritik und Spott. Deshalb diskutieren wir schon einige Zeit über mögliche karitative Aktionen. Da sich fast alle Organisationen nur um die Schwachen kümmern, waren wir uns schnell einig, dass auch Einflussreiche und Prominente, die in Not geraten sind, Hilfen bekommen müssen. Deshalb wird sich unsere Weihnachtsaktion um einen prominenten Menschen kümmern. Wer unterstützt werden wird, entscheiden Sie, verehrter Wirthausbesucher. Wählen Sie also unter den folgenden Personen eine aus und teilen Sie uns mit, wem geholfen werden muss.

Da wäre zunächst der 74jährige Unternehmer Adolf Merckle. Er gilt als einer der reichsten Männer Deutschlands. Sein Firmenimperium ist so groß, dass er selbst nicht mehr weiß, welche Firmen ihm gehören und an welchen er beteiligt ist. Wie Merckles Vermögensverwaltung vermutet, arbeiten ca. 100000 Menschen für ihn und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 35 Milliarden Euro. Bei diesen Dimensionen wundert sich selbst der Laie nicht, wenn ein Chef mal den Überblick verliert. Und so stellte Herrn Merckle eines Tages bei einem Blick in die Firmenkasse plötzlich fest, dass 1 Mrd. Euro fehlen; jetzt hat er unterstützt von einem Redakteur der Zeitschrift „Handelsblatt“ nochmal nachgezählt und gemerkt, dass es vielleicht doch fast 5 Mrd. sind. Seine Aktien, die er bei Kreditaufnahmen als Sicherheiten eingebracht hatte, hatten erheblich an Wert verloren. Sicher ging es Herrn Merckle wie vielen von uns, wenn wir Monopoly spielen. Zwar sind wir bodenständig und bescheiden, aber wenn wir dann eine Straße gekauft, ein Hotel errichtet und damit den Mitspielern viel Geld abgenommen haben, kommt aus den Tiefen unserer Seele ein Gefühl, das manche als Gier bezeichnen. Wir vom Donaufisch wollen Herrn Merckle helfen. Dazu brauchen wir Geld, weil ihm weder die Banken noch die Landesregierung von Baden-Württemberg welches geben wollen. Was halten Sie, verehrter Wirtshausbesucher von landesweiten Skat-, Schafskopf- und Binokelturnieren? Das zu bezahlende Startgeld, Einnahmen für die Übertragungsrechte im Lokalfernsehen usw. würden dann direkt an Herrn Adolf Merckle weitergeleitet.

Ein anderer Vorschlag für unsere Weihnachtsaktion wäre, dem Ulmer Oberbürgermeister Gönner dabei zu helfen, aus einer großen Misere herauszukommen. Denn der populäre Politiker steht kurz davor, alles Ansehen, das er in den vergangenen Jahren erworben hat, zu verspielen. Was werden die Ulmer über ihren OB sagen, wenn in ein paar Monaten ein amerikanisches Gericht in New York der Stadt ihre Kanalisation wegnehmen wird? Wenn die Ulmer zusätzlich zu den schon verlorenen drei Millionen unzählige weitere Millionen bezahlen müssen, um die Kanalisation weiter nutzen können? Nein, so weit darf es nicht kommen. Wir vom Donaufisch-Stammtisch haben Verständnis für Herrn Gönner. Immer dieses biedere, brave bürgermeisterliche Agieren. Das hatte unser OB einfach satt. Er wollte wie die Banken und manche Unternehmer auch mal was wagen und allen zeigen, was er für eine Kanone ist – auf allen Gebieten. Ein kleines turbokapitalistisches Toprenditegeschäftchen einfädeln. Er konnte ja wirklich nicht wissen, dass in dem Vertrag, den er mit der amerikanischen Bank geschlossen hat, einiges drinsteht, was für Ulm katastrophale Folgen haben kann, schließlich ist er in Englisch verfasst. Deshalb unser Vorschlag: Wir stellen eine Delegation zusammen (darunter auch Personen, die der englischen Sprache mächtig sind und selbstverständlich der Oberbürgermeister); diese reist nach Pittsburgh zu der Bank, an die Gönner die Kanalisation verscherbelt hat. Dort bitten der Oberbürgermeister und seine Begleiter inständig darum, aus dem CBL-Vertrag vorzeitig und möglichst kostengünstig entlassen zu werden. Vielleicht könnten wir vom Stammtisch durch eine Sammelaktion das Geld für die Flugtickets und für die Übernachtung in einem billigen Hotel auftreiben.

Unser letzter Kandidat für die Donaufisch-Weihnachtsaktion 2008 ist der Grüne Stadtrat Markus Kienle. Seit 14 Jahren im Ulmer Gemeinderat genießen viele politische Ziele, die er verfolgte, unsere Sympathie. Er trat für eine städtisch geförderte Altbausanierung zur CO2-Reduzierung ein, für mehr Kinderkrippenplätze und mehr Personalstellen in Kindergärten, verlangte, dem Öffentlichen Personennahverkehr vor dem Straßenbau den Vorrang einzuräumen und beeindruckte uns vom Stammtisch, indem er gelegentlich mutig unserem Stadtmonarchen Gönner und seinem willfährigen Hofstaat widersprach. Das fällt vor allem in einem Gemeinderat auf, in dem es so viele Schleimspuren gibt, dass man leicht auf ihnen ausrutscht. Doch bei seiner engagierten politischen Tätigkeit vernachlässigte der gelernte Pädagoge und Kulturwissenschaftler sein berufliches Fortkommen. Und nun steht der 45jährige ohne einträglichen Job und sicherer Altersversorgung da. Was tun? Wie im Theater in einem Drama von zweifelhafter Qualität erleben die Ulmer dieser Tage, wie aus einem strahlenden Helden eine jämmerliche Figur wird, die unser Mitleid verdient: Herr Kienle bewirbt sich um eine Stelle als Rathausangestellter. Dieses Schicksal müssen wir dem Grünen ersparen. Auch in Zeiten der wirtschaftlichen Krise müsste es doch möglich sein, für Herrn Kienle eine sinnvolle und einträgliche Beschäftigung außerhalb der Stadtverwaltung zu finden. Wir können und wollen uns nicht vorstellen, dass aus Ulms hoffnungsvollstem Oppositionspolitiker der Stallknecht Gönners wird und sich alle treuen Wähler der Grünen genarrt fühlen. Sollte Herr Kienle als Weihnachtsaktionskandidat ausgewählt werden, würden wir eine Kampagne starten, die sich zum Ziel setzt, bei allen Ulmer Unternehmern dafür zu werben, Herrn Kienle in ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen.

11.12.08

Der Ulmer Einbürgerungstest

 

Nun plant auch die Stadt Ulm, Neubürger vor ihrer Aufnahme in die Stadtgesellschaft einen Einbürgerungstest absolvieren zu lassen. Das Amt für Öffentliche Ordnung lässt derzeit durch fachkundige Personen einen Fragebogen ausarbeiten, der starke lokale und lokalpolitische Bezüge aufweist. Wie der „Donaufisch“ erfahren konnte, werden potenziellen Neubürgern 60 Fragen vorgelegt. In einem Multiple-Choice-Verfahren wird Wissen über die Ulmer Stadtgesellschaft, die Wirtschaft und die Geschichte Ulms abgefragt. Testen Sie sich selbst, verehrte Leser. Würden Sie den Test bestehen? Aus Platzgründen veröffentlichen wir nur 10 Prozent aller Fragen. Für jede richtige Antwort erhalten Sie fünf Punkte. Am Ende des Testes finden Sie die richtigen Antworten sowie die Bewertung Ihrer Testergebnisse.

*
1. Was war Oberbürgermeister Gönner vor seiner Amtsübernahme?
1. Katholischer Geistlicher
2. Strafverteidiger
3. Schauspieler (Hauptrolle bei der Mäulesmühle)
4. Gebrauchtwagenhändler

*
2. Wer ist Gunter Czisch?
1. Bekannter Ulmer Heavy Metall Drummer?
2. Direktor der gleichnamigen Erbacher Brauerei?
3. Eventmanager für ausgefallene Feste (Strapse, Lack, Leder)?
4. Finanzbürgermeister?

*
3. Wofür steht das Kürzel IHK?
1. Intelligentes Handeln und Können?
2. Ich hab Kies. Verein erfolgreicher Unternehmer?
3. Industrie- und Handelskammer?
4. Internationale Hedonisten Koalition?

*
4. Welche Bedeutung hat der Ulmer Schwörmontag?
1. Alle Politiker müssen an diesem Festtag schwören, nie mehr zu lügen?
2. Ulmer Bürger schwören, sich von Politikern nicht mehr für dumm verkaufen zu lassen?
3. Der Oberbürgermeister schwört, allen Bürgern dienen zu wollen?
4. Die Ulmer SPD schwört, nie für Schröder und die Agenda 2010 gewesen zu sein?

*
5. Wer gründete und erbaute die Stadt Ulm?
1. Der sog. Löwenmensch, der vor 30000 Jahren von Rammingen an die Donau zog?
2. Die Alamannen?
3. Alexander Wetzig?
4. Prometheus?

*

6.Was bedeutet das Kürzel „SSV“
1. Schwimm- und Sportverein?
2. Susis SonnenVeranda?
3. Spitzen Schulden Verein?
4. Sorglos Schulden Verursachen?

*

Die richtigen Lösungen sind: 1.3., 2.3., 3.3., 4.2., 5.1., 6.2.

Sie haben 25 bis 30 Punkte erreicht:Ihnen ist zu empfehlen, sich in einer altehrwürdigen Universitätsstadt wie Tübingen, Freiburg oder Heidelberg niederzulassen. Das Niveau der Diskussion kultureller und gesellschaftlicher Themen in Ulm würde bei Ihnen Aggressionen evozieren und zu ständiger Unzufriedenheit führen, was weder in Ihrem noch im Interesse der Stadt Ulm sein kann.

Sie haben 15 bis 25 Punkte erreicht:Ihre Ergebnisse lassen zunächst offen, ob Sie sich für ein Leben in unserer Stadt wirklich eignen. Um Gewissheit zu erlangen, sollten Sie sich folgendem Zusatztest unterziehen: Lesen Sie 14 Tage lang nur die örtliche Tageszeitung. Ertragen Sie dies ohne das Gefühl eines Mangels oder der Entbehrung, kann Ihnen Ulm als Lebensmittelpunkt empfohlen werden.

Sie haben 5 bis 15 Punkte erreicht:Gratulation. Sie sind der Bürger, den sich die Stadt wünscht und der sich hier sauwohl fühlen wird.

Sie haben 5 Punkte und weniger erreicht:Ulm wird Ihnen nicht gefallen. Ziehen Sie in eine landschaftlich schön gelegene Siedlung außerhalb der Stadt. Nach Bermaringen z.B. oder nach Asselfingen. In der Natur und der entspannten Gesprächsatmosphäre dort können Sie ganz Sie selbst sein.

23.7.08

Der Bäcker von Ulm

Wir Ulmer können alles : Bäcker liefern Parlamentarismuskritik, Blogger verbreiten die Lehren des Vatikans und Quasselstrippe backt jetzt sein eigenes Brot nach eigener Rezeptur

Kennen Sie Daniel Düsentrieb? Das ist der große Erfinder Entenhausens. Nur nützliche Dinge hat Düsentrieb erfunden, wie das Telefon mit eingebautem Bügeleisen, das tragbare Loch oder den Brotschmierapparat. Der Ulmer Bäcker Walter Feucht ist so eine Art Daniel Düsentrieb. Er fing vor 25 Jahren als Lkw-Fahrer und Bäcker an, erfand eine geniale Backmischung, aus der das weltbekannte Jogging-Brot gebacken wird, und ist seither ein gemachter Mann mit eigener Firma in Neu-Ulm, Melrose (USA) und Krakau (Polen), in der 120 Mitarbeiter tätig sind. Während der unternehmerische Erfolg Feuchts unbestritten ist, gerät seine Neigung, sich auf allen Gebieten für kompetent zu halten, zunehmend in die Kritik.

2006, also noch zwei Jahre vor dem Direktor des Donaubüros Peter Langer, erhielt Feucht das Bundesverdienstkreuz. Wofür er es bekommen hat, konnte unsere Recherche nicht ermitteln. Sicher ist, dass die Verleihung des Ordens in keinem Zusammenhang mit Feuchts Tätigkeit in führender Position beim SSV Ulms während der Zeit steht, als hochtrabende Fußball-Bundesligapläne den Verein zahlungsunfähig machten und an den Rand eines Konkurses führten. Nun ist der Bäcker von Ulm ins Visier der Bildungsakademie des deutschen Handwerks geraten, weil er sich in einem Ulmer Magazin unter dem Titel „Die unstillbare Gier“ über die deutsche Volksvertretung lustig gemacht hat. Feucht schrieb: „Recht so, liebe Abgeordnete, ihr verdient viel zu wenig! Wäre dieser Job im Bundestag ordentlich bezahlt…wäre die Chance wohl größer, dass sich ein paar richtige Könner in diese Aufgabe verirren. So haben wir alle vier Jahre den Berliner Auftrieb an Grundschullehrern, Beamtenvertretern, Gewerkschaftsfunktionären, Verbandsgeschäftsführern, Zweitklassejuristen und Zweckverbandsfuzzis, Bürgermeistern, Quasseltanten, Sportinvaliden und ähnlichen, die über Wohl und Wehe der bisher drittgrößten Volkswirtschaft der Welt entscheiden sollen.“

Die Bildungsakademie des deutschen Handwerks will diese herabsetzenden Äußerungen über die Volksvertretung nicht unwidersprochen hinnehmen. Wer so rede, mache die Demokratie und den Parlamentarismus verächtlich, fördere die Politikverdrossenheit und leite Wasser auf die Mühlen der Neonazis. Deshalb verlangte sie, dass der Bäcker sich in Zukunft nur noch in Angelegenheiten äußere, von denen er auch etwas verstehe, z.B. von Backmischungen oder von demokratischer Teilhabe der Mitglieder bei der IHK Ulm. Auch empfahl sie ihm, an der Volkshochschule einen Kurs über die parlamentarische Demokratie zu belegen. Die Handwerksakademie meinte, dass auch von Menschen mit bescheidenem Bildungshintergrund, die in der Gesellschaft eine herausgehobene Stellung einnähmen, eine vernünftige und verantwortliche Haltung und eine maßvolle Kritik erwartet werden dürfe.

Unser Donaufisch-Stammtisch empfiehlt Herrn Feucht die Lektüre des Buches von Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. Dort legte der Staatsrechtler bereits 1926 dar, warum er den Parlamentarismus ablehnt. Den Nationalsozialisten gefiel Schmitts Buch außerordentlich gut, weil es ihnen ihre wichtigsten Argumente lieferte, um die Entmachtung des Parlamentes wirkungsvoll zu begründen. Schmitt sprach vom Berliner Reichstag als einer „Schwatzbude“, Herr Feucht spricht nun von einem „Auftrieb“, ein Wort, das für gewöhnlich nur bei Viehmärkten angewandt wird.

4.7.08

Nationalstolz und Vaterlandsliebe

Leider konnte ich das EM-Fußballspiel zwischen Kroatien und Deutschland nicht im Fernsehen verfolgen. Ein dienstliche Reise führte mich auf die Schäbischen Alb nach Göppingen. Aber die Szene, die ich auf meinem Weg vom Parkhaus zu meinem Gesprächspartner erlebte, werde ich wohl nicht vergessen : Genau in jenem Augenblick, als die deutsche Nationalhymne erklang und die Spieler sich in einer Reihe aufgestellt hatten und bei ihren gesanglichen Darbietungen im Fernsehen gezeigt wurden, kam ich an einer Eckkneipe vorbei.

Etwa ein Dutzend Gäste hatte sich versammelt, von außen sah man sie gut durch das große Fenster. Während der Großbildfernseher die Bilder von der Zeremonie zeigte, waren alle Gäste im Wirtsraum aufgestanden. Sie trugen schäbige Trikots der deutschen Nationalmannschaft oder speckige Mützen in Schwarz, Rot und Gold. Die Bäuche der Männer – und es waren nur Männer in diesem Wirtshaus – hingen über die eng geschnürten Gürtel herab, die meisten, so glaube ich mich zu erinnern, hatten rote Nasen, manche nur noch wenige Zähne im Mund, aber alle hatten ein Bier- und ein Schnapsglas vor sich, alle waren also aufgestanden, hielten die rechte Hand ans Herz und sagen aus Leibeskräften : „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland…“

Da war ich sehr gerührt. Zum ersten Mal verstand ich in meinem Leben, welch mächtiges Gefühl der Nationalstolz für Menschen sein muss, wenn ihnen außer Alkohol und der verqualmten Kneipe nicht mehr viel im Leben geblieben ist. Der Stolz auf die eigene Nation lässt vergessen, dass man keine Arbeit mehr hat, die Kasse die dritten Zähne nicht bezahlt und man sich außer den Leckereien von Aldi und Lidl nicht mehr viel leisten kann im Leben.

Wie groß ist wohl die Enttäuschung der Männer am Ende des Spieles gewesen, das die deutschen Kicker mit 2 : 0 verloren? Waren sie noch in der Lage zu randalieren oder nahm ihnen der Alkohol die Kraft dazu?

18.6.08

Leidenschaft Fußball

Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass Sport in meinem Leben bisher keine Rolle spielte, oder besser gesagt keine positive. Das hat sich geändert.

Schon als Schüler hasste ich den Schwimm- und Sportunterricht. Wegen des ererbten Hangs zu Ruhe und Trägheit? Wegen meiner Ungelenkigkeit? Wegen der großmäuligen Sportskanonen in meiner Klasse? Wegen des Zynismus‘ und der Schikanen unseres affenartigen Sportlehrers? Ich weiß es nicht. Jedenfalls mied ich bis ins fortgeschrittene Mannesalter Sportvereine, verbrachte die Stunden, während alle anderen vor dem Fernseher großen Sportereignissen beiwohnten, zufrieden im Garten beim Unkrautjäten und widerstand der Versuchung, die vor ein paar Jahren viele meiner Freunde und Bekannten ergriff, nämlich durch Jogging oder Walking die Fitness derart zu steigern, dass sich berechtigte Hoffnungen ergeben, die Lebenserwartung eines Methusalems zu erreichen. Elfriede, meine Ehefrau, teilt mein Desinteresse. Genau genommen war diese Seelenverwandtschaft, die wir in der Tanzstunde entdeckten, sogar einer der Gründe, warum wir uns näher kamen und so gut verstanden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Meine direkten Nachbarn können auch nicht als Sportinteressierte bezeichnet werden. Professor Schrade, er lehrt Betriebswirtschaftslehre, spielte wohl eine Zeitlang Tennis und Golf. Bei ihm habe ich allerdings den Eindruck, dass seine Mitgliedschaften weniger mit dem Wunsch zu tun hatte, Sport zu treiben. Heute liegen seine Schläger in der Garage – Miniskusprobleme, sagt er. Aus unseren Gesprächen über den Gartenzaun gewann ich den Eindruck, dass Professor Schrade sich heute weniger für die hübschen jungen Damen und die einflussreichen Sportkollegen im Tennis- und Golfclub interessiert als für optimale Anlagemöglichkeiten. Unser Geplauder am Gartenzaun beschäftigt sich ausschließlich mit der Entwicklung von DAX, Tec DAX, Down Jones und Investmentfonds.
Mein anderer Nachbar, Dr. Neumann, ist Biologe. Seine Freizeit gehört seinen zoologische Leidenschaften und diversen Aktivitäten im Bund für Umwelt- und Naturschutz. Hunde, Katzen, Bienenvölker, alle heimischen Vogel- und Insektenarten sowie Fledermäuse machen das Grundstück um sein Haus, das nach strengen ökologischen Grundsätzen angelegt ist, zu einem exotischen Privatzoo.

Vor ein paar Wochen begannen sich diese wohl geordneten Verhältnisse zu ändern. In meinen Gesprächen mit Schrade fiel mir auf, dass er immer häufiger von den Qualifikationsspielen zur Fußball-EM sprach. In wortloses Erstaunen versetzten mich dabei nicht nur seine Kenntnisse unzähliger Details, sondern vor allem der große Eifer, mit dem er über Fußball redete. Neumann, der sonst, wenn er überhaupt Zeit für ein Gespräch hatte, über Baumpflanzaktionen im Donauried oder ähnliches berichtete, suchte meine Nähe und zählte alle Spieler des deutsche EM-Kaders auf und gab ausführliche Erläuterungen zu Schwächen und Stärken der Kicker sowie zum Zustand ihrer Beinmuskulatur, Bänder und Gelenke. Von da an überschlugen sich die Ereignisse: Meine Nachbarn trugen in ihrer Freizeit die Trikots der deutschen Nationalmannschaft, aus ihren geöffneten Wohnzimmerfenstern drangen jetzt an Wettkampftagen die Stimmen von Fußballkommentatoren unterbrochen von wilden Schreien Professor Schrades und Dr. Neumanns, in Schrades Vorgarten stand plötzlich einen Fahnenmast, an dem die deutsche Flagge gehisst war, und neuerdings singt Neumann, wenn er neben seinem Froschteich steht, die Nationalhymne, wobei ihn sein Berner Senn, der ein schwarz-rot-gold gemustertes Leibchen trägt, mit großen Augen anschaut.

Was soll ich lange drum herumreden : So viel Begeisterung, solche Leidenschaft wirkt ansteckend. Elfriede und ich haben uns in der Schneiderei Trikots anfertigen lassen, weil unter der Konfektionsware leider nichts Passendes zu finden war. An der Fassade unseres Hauses prangt jetzt eine Deutschlandfahne, vor der wir in den Pausen zwischen den EM-Spielen auf unseren Gartenstühlen sitzen und die Triumphe unserer Nationalmannschaft genießen werden. Das Größte aber wird sein: Zum ersten Mal in unserem Leben werden wir zusammen mit den Nachbarn auf dem Münsterplatz ein Public Viewing besuchen – selbstverständlich mit den Farben Schwarz, Rot und Gold im Gesicht.

6.6.08

Nein zur Gesundheitspolitik der SPD-CDU-Regierung

 

In verschiedenen Beiträgen (Uniklinik GmbH & CoKG, Lohnsklaven) hat sich der Donaufisch in gewohnt sachlicher Weise mit der Frage beschäftigt, was aus unserem Gesundheitssystem wird, wenn neoliberale Prinzipien und kapitalistische Denkweisen auf ein Solidarsystem angewandt werden.

Mit Interesse und Sympathie sieht unser Stammtisch, dass immer mehr Bürger bereit sind, den Abbau und die Zerstörung unseres einzigartigen Gesundheitssystems zu verhindern. So findet am Samstag, den 7.6. ab 11 Uhr im Olympiastadion eine Großveranstaltung unter dem Titel „Bürger sagen NEIN zur Gesundheitspolitik unserer Regierung“ statt. Veranstalter ist die Bürgerinitiative „Patient informiert sich“.

Wer nicht will, dass bei hohen Kassenbeiträgen nur das Allernötigste an medizinischen Leistungen erbracht wird, dass chronisch Kranke um Medikamente betteln müssen, dass Hausärzte systematisch in den Ruin getrieben werden, dass Pflegepersonal und hauswirtschaftliches Personal mit Hungerlöhnen abgespeist wird, sollte sich nicht auf die CDU und schon gar nicht auf die SPD verlassen.

Die Milchbauern haben es in diesen Tagen vorgemacht : Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Für einen Liter Milch, den sie bei den Molkereien abliefern, bekommen sie im Bundesdurchschnitt 28 Cent. Durch ihren Boykott werden sie voraussichtlich bald 43 Cent bekommen.

Höchste Zeit, dass sich Patienten, Ärzte, Krankenschwestern gemeinsam dafür einsetzen, dass es zu einem konstruktiven Umbau unseres Gesundheitssystems kommt und dessen Zerstörung verhindert wird.

5.6.08

Fluch des Löwenmenschen

…oder Abderas Befreiung

Vergangenen Freitag war Narziss Häberle bei uns im Donaufisch. Er ist einer der bedeutendsten Heimatdichter Abderas. Demnächst wird ein neues Buch von ihm erscheinen, es trägt den Titel „Abderas Befreiung“. Über die Ereignisse, die Häberle zu seinem Buch inspirierten, berichteten wir an anderer Stelle. Der Autor verriet uns nun, wovon sein neuer Roman, den er ganz in der Tradition Tolkiens sieht, handelt. Noch vor das deutsche Feuilleton sich mit dem Buch befassen wird, wollen wir unsere Leser exklusiv informieren.

Im Museum der Stadt Abdera steht der 32000 Jahre alte Löwenmensch, eine Statuette geschnitzt aus dem Elfenbein eines Mammuts. Seit seiner Entdeckung in einer Höhle führt der Löwenmensch, den Wissenschaftler für das Abbild eines Druiden aus den Frühzeiten halten, ein Schattendasein. Doch dann geschieht die schmähliche Schandtat : Eine türkische Putzfrau stößt bei ihren sonntäglichen Reinigungsarbeiten mit ihrem verlängerten Rücken gegen die Glasvitrine und bringt diese zum Umstürzen. Die Figur stürzt auf den Parkettboden, die Würde des Druiden ist verletzt, das Unheil scheint nun nicht mehr aufzuhalten.

Die folgenden Wochen bleibt die Katastrophe unentdeckt, da die Raumpflegerin die Figur selbst wieder reparierte und in die unversehrt gebliebene Glasvitrine zurückstellte. Doch mehreren sich Zeichen des Unheimlichen …Ein Kunstmanager produziert zwanghaft riesige Löwenmenschen, er arbeitet wie besessen, niemand ahnt, was im Kopf und in der Seele des armen Menschen vor sich geht. Verstößt er doch mit seinen Nachbildungen gegen ein Gesetz Abderas, das „eherne Kunstgesetz“.
Statt dem Treiben ein Ende zu setzen verkündet das gewählte Oberhaupt der Stadt, ein im ganzen Land ob seiner kaufmännischen Vernunft bekannter Mann, dass die Abbilder des Löwenmenschen, überall in den Straßen und auf den Plätzen aufgestellt werden sollen… Die Angst geht um, aber kaum einer vermag zu erkennen, dass sich hier ein dunkler Fluch entfaltet und zerstörerische Kräfte sich anschicken, die Herrschaft über Abdera zu erringen, um die Schandtat einer türkischen Putzfrau zu sühnen.

Wann wird die steinerne Armee der Löwenmenschen zum Leben erweckt? Erringen die Krieger die Herrschaft über die Stadt? Rauben sie den Bürgern ihre Freiheiten und machen sie zu Sklaven? Die Lage scheint hoffnungslos. Doch da naht Rettung. Eine Handvoll kluger Bürger besiegt ihre Angst und gelangt auf opferreichem verschlungenem Pfad zur Erleuchtung. Wie ihre Ahnen es einst taten, wenn ihre Gemeinschaft von Feinden bedroht wurde, gründen die klugen Bürger „Das Bündnis der Wissenden“, einen eingetragenen Verein. Nach zahllosen Auseinandersetzungen und Kämpfen kommt es zum dramatischen Höhepunkt des Romanes von Narziss Häberle : Auf dem Platz vor der großen Kirche Abderas wird das eherne Kunstgesetz laut verlesen, das vom Wesen und den Aufgaben der Kunst handelt und von der Achtung vor der Kunst. Da bricht der Bann: Kunstmanager und Stadtoberhaupt erwachen aus ihrer Trance und blicken verwundert um sich, die steinernen Krieger zerbröseln zu feinstem Staub, die Menschen jubeln, heben ihre Erlöser auf die Schultern und tragen die Helden vom Bündnis der Wissenden durch die ganze Stadt.

Wir glauben, Narziss Häberle gelingt mit diesem Buch der große Wurf; damit wird Abdera auch endlich in den Artikeln großer Zeitungen und Zeitschriften Deutschlands als eine der wichtigsten Kulturstädte Europas Erwähnung finden, vor deren Kulisse einer der wundersamsten Romane deutscher Gegenwartsliteratur spielt.

27.5.08

Heimattage Baden-Württemberg

… oder Deine Heimat ist das Meer

Heimat? Das ist ein rauschendes Bächlein mit kristallklarem Wasser. Eine Mägdelein mit Zöpfen, das selbstvergessen eine alte Weise singt (vorzugsweise „Am Brunnen vor dem Tore“). Der emsige Sattlermeister in der Nachbarschaft, dessen Nähmaschine von früh bis spät surrt. Das ist Großmutters Geburtstag, wo die ganze Familie beisammen sitzt und der Enkel Peter eine Ballade von Theodor Fontane rezitiert. Heimat ist die Schulstunde, die damit beginnt, dass der Herr Lehrer sich zeigen lässt, ob auch alle Eleven ein sauberes Taschentuch bei sich führen und die Fingernägel gereinigt und geschnitten sind. Das ist ein Dorffest, wo der junge Mann verstohlen nach den Mädchen blickt und sich nichts sehnlicher wünscht, als mit der heimlich Angebeteten ein Tänzchen zu wagen. Heimat ist das Original, das mit tiefsinnigen und deftigen mundartlichen Sprüchen die Zuhörer unterhält. Das sind Spätzle, Schweinebraten mit viel Sauce. Heimat ist der Herr Pfarrer, der in seiner gut besuchten sonntäglichen Predigt die Unarten der Schäflein gnadenlos geißelt und sie zu einem gottgefälligen Leben ermahnt.

Unter den fast 11 Millionen Landeskindern gibt es ein paar, die mit dem Begriff Heimat nichts anfangen können. Die Einen, weil ihnen Metaphysik immer fremd war; andere, weil sie sich noch mit einer Gänsehaut an die große Heimatliebe zwischen 1933 und 1945 erinnern; wieder andere, weil sie vor lauter täglicher Sorgen keine Zeit zum Nachdenken finden. Um Zweiflern und Orientierungslosen zu helfen, veranstaltet Baden-Württemberg Heimattage. Jedes Jahr in einer anderen Stadt. 2008 ist Ulm an der Reihe.

Ulms Oberbürgermeister ist bekanntlich ein fortschrittlicher Mann und ein Stadtoberhaupt, das den finanziellen Vorteil Ulms nie aus den Augen verliert. Deshalb erteilte er nicht etwa den Heimattagen eine Absage, sondern einem Heimatbegriff mit reaktionären Tendenzen. Und so blicken die Ulmer Bürger jetzt einem Veranstaltungsmarathon entgegen, der nur ein bisschen reaktionär ist und für jeden Geschmack etwas bereithält : Vom Brauchtumsabend über Lesungen ( „Der Krimi als moderner Heimatroman?“), vom Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen über alte und moderne Baukunst („Heimat Bauen“), vom Umzug der Fahnenschwinger und der Weltmeisterschaft im Fahnenhochwerfen über einen Rezitationsabend (Texte des schwäbischen Rebellen Christian Friedrich Daniel Schubart) bis hin zu Vorträgen zur Migration heute und einem schönen Paradekonzert des Heeresmusikkorps.

Was? Sie mögen Eintöpfe nicht? Mir ist dieser Begriffskuddelmuddel auf den Magen geschlagen.
Vorläufig definiere ich Heimat als Sauerkraut mit Springerle. Bis zum Beginn der Heimattage werde ich noch darüber nachdenken, welcher Heimatbegriff für mich der plausibelste ist. Zur Auswahl stehen drei Definitionen, die von Personen des öffentlichen Lebens vorgeschlagen wurden: 1.Heimat bedeutet Sicherheit (Hansjörg Prinzing, Kommandant der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes Ulm).
2.Heimat bedeutet Ausgangsposition, Sicherheit und Abgrenzungsmerkmal gleichermaßen im täglichen Kampf um internationale Marktpositionen (Ralph Beranek, Geschäftsleitung eines Ulmer Unternehmens).
3.Deine Heimat ist das Meer (Freddy Quinn)

Da ich leidenschaftlich gerne mit meinem Gummiboot auf der Donau paddle, neige ich zu Freddy Quinns Definition, die sich durch edle Einfalt und stille Größe auszeichnet.

27.4.08