
Hinter dem etwas hölzernen Begriff „Problemlösungskompetenz“ verbirgt sich die außerordentliche Fähigkeit, ein Problem rechtzeitig zu erkennen, es umfassend zu analysieren und geeignete Mittel zu seiner Lösung zu ergreifen. Die Fähigkeit zur Problemlösung ist in der Wirtschaft ebenso wichtig wie in der Gesellschaft oder in der Politik, von ihr hängt die zukünftige Entwicklung ab.
Um Probleme zu lösen brauchen Sie kompetentes Personal und Geld. Nehmen wir ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit Ulms.
Auf dem Hans-und-Sophie-Scholl-Platz direkt vor dem Rathaus trafen sich vor wenigen Wochen immer mehr Jugendliche, um sich dort lärmend volllaufen zu lassen. Betrunken gerieten sie untereinander und wohl gelegentlich mit Passanten in Streit. Die vollen Blasen mussten entleert werden. Das geschah an einer Seitenfront des Rathauses. In der Folge verloren einige Bürger und Touristen die Lust, über den Platz zu spazieren.
Was aber viel schwerer wog: Der Oberbürgermeister, durch den Lärm und den Gestank in seinem Dienstzimmer sehr gestört, konnte sein Amt nicht mehr richtig ausüben. Die Stadträte verloren bei ihren Beratungen schnell die Konzentration und konnten keine Beschlüsse mehr fassen. Auch die im Rathaus tätigen Staatsdiener waren in ihren Leistungen außerordentlich beeinträchtigt. Kurzum: Die Arbeitsproduktivität des gesamten Stadtlenkungspersonals fiel auf weniger als fünfzig Prozent.
Die Problemanalyse war schnell erstellt: Diese saufende Bande stört die öffentliche Ruhe und Ordnung. Auch die Problemlösung war nicht kompliziert: Denen heizen wir so ein, dass sie sich freiwillig aus dem Staub machen. Nur die Umsetzung war aufwändig: Ständige Präsenz von Polizeibeamten, Überprüfung von Personalien, Installation einer Videoüberwachung usw.….Die Polizei war an der Grenze ihrer personellen Möglichkeiten, die Überstundenkonten der Polizeibeamten füllten sich. Am Ende aber war das Problem gelöst, die Neue Mitte wieder frei von pöbelnden Säufern.
Man sieht, es braucht Personal und Geld, um Probleme zu lösen. Deshalb hat die Ulmer Stadtspitze unter Führung ihres Vordenkers Ivo Gönners in Zusammenarbeit mit der Polizei eine Strategie entwickelt, die es ermöglicht, Probleme mit minimalem personellen Aufwand und fast kostenneutral zu lösen (= innovative Problemlösungskompetenz).
Beispiel 1
In einer Mainacht 2011 überschlägt sich auf einer Straße in der Ulmer Oststadt ein Fahrzeug. Anwohner geben zu Protokoll, dass der Unfall Folge eines Autorennens war, das zwei junge Männer veranstalteten. Andere Bürger sagen, dass es auf dem Altstadtring praktisch jedes Wochenende solche Rennen gebe. Das Problem wird durch den Polizeisprecher Reiner Durst in weniger als einer Minute gelöst: „Es gibt Rennen, aber das sind Einzelfälle, insbesondere von jungen Autofahrern …Nach unseren Beobachtungen gibt es eine solche (Raser-)Szene, wie wir sie aus anderen Städten kennen, nicht“
Beispiel 2
Durch einen TV-Bericht wird im Mai 2011 publik, dass Kinder in Ulm an der Donau Alkohol trinken und vorbeifahrende Polizisten dies ignorieren. Fraktionen im Gemeinderat verlangen von OB Gönner einen Bericht und Vorschläge für geeignete Maßnahmen.
Am 31. Mai wird das Problem trinkender Kids und Gewalttätigkeit Jugendlicher am Donauufer im Jugendhilfeausschuss in wenigen Stunden tadellos gelöst:
Der Polizist Wolfgang Müller erklärt, dass nur wenige Straftaten auf der Donauwiese begangen werden. (Nur sieben Körperverletzungen und fünf gefährliche Körperverletzungen seien von Januar bis Mai 2011 registriert und nur viermal sei gegen das Jugendschutzgesetz verstoßen worden)
Der Polizist Volker Stier sagt, dass die Donauwiese „kein polizeilicher Brennpunkt“ sei.
Der Leiter der Ulmer Bürgerdienste Roland Häußler meint, die Donauwiese sei der „bestkontrollierte Platz“ in Ulm.
Und der städtische Abteilungsleiter Helmut Hartmann-Schmid weiß zu berichten, dass nur 15 Prozent der Jugendlichen auf der Donauwiese nicht dem „bürgerlichen Milieu“ entstammten und sich dort weniger als fünf auffällige Jugendliche aufhielten.
Für „unschön“, aber nicht „besorgniserregend“ hält die Sozialbürgermeisterin Mayer-Dölle das Treiben an der Donau. Ulms Monarch Gönner hatte sich schon Tage vor der Anhörung seine Meinung gebildet: Brennpunkte in Ulm? „Das ist ja Quatsch“. Damit war das Problem erledigt.
Können Sie sich eine schnellere und billigere Problemlösung vorstellen? Ulms innovative Problemlösungsstrategie wird sicher in anderen Städten bald Nachahmer finden. Wer sich eingehender mit dieser innovativen Politikform beschäftigen möchte, dem sei das im Verlag Klemm & Oelschläger erschienene Buch empfohlen: Ivo Gönner. Launige Reden, Rotwein und Kommunalpolitik. Ulm 2011. 734 Seiten.
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Hinweis für den Ulmer Sparkassenchef Manfred Oster und seinen Pressesprecher:
Der vorliegende Text „Innovative Problemlösungskompetenz“ enthält an einigen Stellen Ironie. Sollte der Pressesprecher dem Stammtisch vom DF innerhalb von zwei Wochen fünf textimmanente Merkmale nennen können, die ironische Bedeutungen signalisieren, erhält er am Weltspartag ein pinkfarbenes Sparschwein.
3.6.2011