Der Donaubaron

Aus der Ulmer Theaterwelt hören wir, dass der Intendant Andreas von Studnitz sich bereits ans Werk gemacht hat, das komisch-tragische Schicksal des abgesetzten Donaubürodirektors Peter Langers künstlerisch umzusetzen.

Studnitz arbeitet dem Vernehmen nach an einer Operette, die den Titel Der Donaubaron trägt. Die Welturaufführung ist für das Donaufest 2012 geplant.
Einem Stammtischbruder gelang es, einen kurzen Blick ins Libretto zu werden. Dort stand:

Sparn und Rechnungswesen
Sind nie mein Fach gewesen
Denn schon seit Roxyzeiten
Such ich die Donauweiten
Auch war ich nie ein Dichter
Potz Donnerwetter Parapluie!
Nur immer Festausrichter
Poetisch war ich nie!
Ja-
Mein idealer Lebenszweck
Ist Sliwowitz, ist Balkanspeck

28.9.2010

Werbung

Hahnhodengulasch

oder: Das geheimnisvolle Lächeln des Oberbürgermeisters

Warum lächelt Oberbürgermeister Gönner so charmant und gewinnend auf diesem Foto, das an vielen Litfaßsäulen in Ulm zu sehen ist?

Brachte er erfolgreich eine Rauchentwöhnung hinter sich?

Wurde ihm auf dem Ulmer Weinfest das sechste Viertele Rotwein gratis serviert?

Ernannte ihn gar Bahnchef Grube wegen vorbildlichen Engagements für Stuttgart21 zum Oberlokomotivführer honoris causa?

Hat sein Schäferhund Hans-Uli in der Hundeschule die perfekte Ausführung eines neuen Kommandos erlernt?

Oder erhielt er gar vom ehemaligen Verteidigungsminister Peter Struck den Titel eines Oberkommandierenden im SPD-Afghanistan-Korps, das sich in ideeller Weise für die Verteidigung der Freiheit am Hindukusch einsetzt?

Hahnhodengulasch

Alles falsch. Dem Donaufisch- Stammtisch ist der Grund für Gönners geheimnisvolles Lächeln bekannt. Auf dem Donaufest wurde an einem ungarischen Imbissstand ein Gericht angeboten, das man sonst in Europa nur äußerst selten kredenzt bekommen: Ungarischer Hahnhodengulasch. Gönner sagte, er halte das Anbieten derartiger Speisen für ein eindeutiges Zeichen höchsten kulturellen Niveaus; außerdem seien solche kulinarischen Leckerbissen ein Alleinstellungsmerkmal des Ulmer Donaufestivals.

Falls Sie es am Wochenend gerne selbst ausprobieren möchten:

Rezept für Hahn-Hoden-Gulasch:

700 g Hahnhoden
50 g Schmalz
3 große Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
3 EL hausgemachte Gewürzpaprika
3-4 EL Letscho (Paprika, Tomaten)
Salz

Die Hahnhoden putzen und waschen. Die kleingewürfelte Zwiebeln in Schmalz goldig dünsten. Mit Gewürzpaprika bestreuen, die Hahnhoden und die zerdrückte Knoblauchzehen zugeben, verrühren, salzen und zugedeckt langsam kochen. Nach 15 Minuten Letscho zugeben und fertiggaren. Mit Nockerln servieren.

3.9.2010

Donaufest 2010

Heute beginnt das Ulmer Donaufest. Vor zwölf Jahren fand es zum ersten Mal statt, damals hatten einige in Ulm noch große Ideen:

Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Staaten sollten ein Büro und ein internationales Fest Menschen an der Donau die Möglichkeit verschaffen, einander zu begegnen. Verbindungen zwischen Regionen und Städten sollten entstehen. Die Donauphilosophen strebten kulturellen Austausch, die Verbreitung demokratischer Ideen und Völkerverständigung an, während die Herren der Industrie- und Handelskammer schon damals die Rechenaufgabe zu lösen versuchten, was diese Aktivitäten den Betrieben im Bezirk an Aufträgen, Umsätzen und Rationalisierungspotential bringen werden.

Von großen politischen Zielen spricht heute kaum noch jemand. Die EU will mit ihrer Strategie für den Donauraum für sauberes Wasser sorgen, später für bessere Verbindungs- und Kommunikationswege. Das sind pragmatische Ziele, die sich von überzogenen Vorstellungen von gestern wesentlich unterscheiden.

Es gibt nur noch wenige, die das Donaufest für ein „Leuchtturmprojekt“ halten. Fast alle sehen es realistisch als kommerzielle Veranstaltung, deren Besuch Geld kostet, zu viel Geld für das Portemonnaie vieler.( Daran ändert auch der Umstand nichts, dass aus den Stadtkassen Ulms und Neu-Ulms eine halbe Million Euro zur Finanzierung zur Verfügung gestellt werden muss, damit es überhaupt stattfinden kann.)

Wer nüchtern auf das Donaufest blickt, kann nur zu dem Ergebnis kommen: Das ist ein Fest wie unzählige andere, das dem Zweck dient, Besucher (mal mehr, mal weniger anspruchsvoll) zu unterhalten.

Workshop Demokratie

Wir vom Donaufisch möchten Sie auf eine Veranstaltung hinweisen, die im offiziellen Programmheft zum Donaufest 2010 nicht angekündigt wird; es handelt sich um den „Workshop Demokratie“. Dieser richtet sich in erster Linie an Besucher aus der Slowakei, aus Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien. Politisch Interessierte Einheimische können ihn aber auch besuchen.

Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner wird diesen Workshop persönlich leiten. Auf unsere Anfrage hin übersandte uns das Ulmer Rathaus eine kurze Beschreibung der Inhalte des Workshops, die wir ihnen hier unkommentiert zugänglich machen:

„ Verehrte interessierte Gäste!

Sie blicken möglicherweise mit Sorge auf das seit einigen Jahren auch bei Ihnen etablierte System der Parlamentarischen Demokratie und seine gelegentlich erkennbaren Funktionsdefizite.

Wird es einem Bürgermeister oder einem Regierungschef, so fragen Sie sich vielleicht, durch die ständige Einmischung und Quertreiberei gewählter Volksvertreter auf Dauer nicht unmöglich gemacht, die richtigen und zukunftsfähigen Entscheidungen zu treffen und umzusetzen?

Unser Workshop Demokratie im Rahmen des diesjährigen Donaufestes möchte Ihnen zeigen, wie sie ohne viel Mühe eine widerspenstige Volksvertretung in ein Organ der Akklamation und Kooperation umwandeln können.

Am Beispiel eines großen Bahnprojektes in Baden-Württemberg (wir nennen es Stuttgart 21) werden ich Ihnen in dem Workshop zeigen, wie man durch beruhigende Kostenkalkulationen, durch die Geheimhaltung provozierender gutachterlicher Befunde, durch das Ignorieren von Einwänden subalterner Institutionen, durch die Übertragung wichtiger Posten an politische Gegner usw. jedes Parlament dazu bringen kann, der ausführenden politischen Gewalt hilfreich zur Seite zu stehen.

Ich würde mich sehr freuen, Sie in unserem Demokratie-Workshop begrüßen zu können. Schon heute möchte ich Ihnen als Denkanstoß einen Satz mit auf den Weg nach Ulm geben. Von Kurt Tucholsky oder Rosa Luxemburg stammt der Gedanke: „Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten“. ..

OB Sauerland (CDU) aus Duisburg in Ulm / 28.8.2010

Soeben erreicht uns die Nachricht, dass voraussichtlich auch der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) zum „Workshop Demokratie“ nach Ulm kommen wird.

Sauerland wurde in ganz Deutschland bekannt als ein Oberbürgermeister, der nicht zurücktreten möchte, obwohl das von ihm geleitete Rathaus die Verantwortung dafür trägt, dass die Loveparade unter unverantwortlichen Bedingungen stattfinden konnte. Die Duisburger Loveparade endete bekanntlich in einer Katastrophe, bei der 21 Menschen getötet und 342 verletzt wurden.

Sauerland wird dem Vernehmen nach über das Thema referieren: „Im Amt bleiben – egal, was passiert ist. Über die Verantwortung des Politikers in den Donaustaaten und anderswo.“

27.8.2010

Donaufest 2008

Ulm spendiert 73000 Euro für Bratwürste und Bier

*

Das ist doch mal eine gute Nachricht in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise: Das Donaufest im vergangenen Jahr hat unter seinem Leiter Peter Langer lediglich mit einem Defizit von 73000.- Euro abgeschlossen.

Dem Vernehmen nach sind die Gemeinderäte der Städte Ulm und Neu-Ulm, die Herrn Langers Tätigkeit kontrollierend begleiten, hoch zufrieden mit diesem Ergebnis. Im Anschluss an eine Ratssitzung, die am 17.3. stattfand und in der Herr Langer den Gemeinderäten seinen abschließenden Bericht vortrug, sagte ein Gemeinderat: „Herr Langer produziert bei jeder organisatorischen Arbeit, die er leistet oder geleistet hat, Defizite. Deshalb haben wir Gemeinderäte gelernt, an die Arbeit des Donaubürodirektors besondere Maßstäbe anzulegen.“

In der Tat sind die Verluste beim Donaufest 2008 vernachlässigbar gering. Für 2010, dem Jahr des nächsten Donaufestes, sind bereits jetzt im Haushalt der Städte 150.000 Euro für erwartete Verluste eingeplant. Und seien Sie doch mal ehrlich, verehrte Leser: Was sind solche Verluste schon angesichts der Milliardenbeträge, die der deutsche Staat jetzt für die Banken und die Wirtschaft ausgeben muss?

Außerdem hat die Stadt Ulm umsichtig und vorausschauend gehandelt. Indem sie die Zuschüsse für das Ulmer Kinder- und Familientheater „Luftikuss“ und „Ulmer Spielschachtel“ ordentlich gekürzt hat, stehen jetzt die Mittel bereit, um Langers Verluste auszugleichen.

Übrigens: Ein Ulmer Statistiker hat errechnet, in welchem Umfang die 73.000 Euro Verlustausgleich den Ulmer Bürgern zugute kommen. Jede verkaufte Bockwurst wird mit einem, jedes verkaufte Bierchen mit einem Euro fünfzig subventioniert.

Also, wenn das keine bürgerfreundliche Kulturpolitik ist…

5.3.09

Donaufest – Ohne Bier und fette Bratwurst

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Gönner!

Auf ihrer Homepage laden Sie Ulms Bürger zum Dialog ein. Davon fühlt sich unser Stammtisch vom Virtuellen Gasthaus Ulm angesprochen. Bitte verstehen Sie unsere Vorschläge als einen Versuch, aktiv an der Weiterentwicklung der Stadt mitzuwirken.
Vor wenigen Tagen stellte Bundesverbraucherschutzminister Seehofer eine Studie vor, die Gewohnheiten der Deutschen beim Essen und Trinken, bei körperlicher Betätigung, beim Einkaufen und bei der Lebensführung unter die Lupe nimmt. Das Ergebnis dieser „Nationalen Verzehrstudie“ ist erschütternd : Zwei Drittel aller Männer sind übergewichtig, über 50 Prozent der Frauen gleichfalls; 20 Prozent aller Befragten leiden unter Fettleibigkeit. Da Übergewicht und Fettleibigkeit zu Erkrankungen der Gefäße, des Herzens, des Kreislaufs und der Gelenke führen, will die Bundesregierung in Kürze mit einem „Aktionsplan Ernährung“ auf gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung der Bevölkerung hinwirken.
Wir vom Stammtisch meinen, dass Ulm auf diesem wichtigen Gebiet ebenfalls tätig werden sollte. Eine Stadt, die sich der Avantgarde zurechnet, häufig schon als Genf des Donauraumes bezeichnet wird und als gesündeste Stadt Deutschlands gilt, ist beim Thema Ernährung in einer ganz besonderen Pflicht. Das vom 4. bis 13.7. in Ulm stattfindende Donaufest bietet dazu eine günstige Gelegenheit. In dieser Zeit werden renommierte Künstler und prominente Gäste in Ulm weilen, die Stadt steht sozusagen im Fokus der Weltöffentlichkeit. Diese Chance sollte nicht zuletzt im Interesse des Wirtschaftsraumes Ulm und dessen Stärkung genutzt werden.
Wir schlagen deshalb folgende Maßnahmen vor :

1.In erster Linie sollte allen Besuchern Obst und Gemüse zum Verzehr angeboten werden. Wurst, Kuchen und Eis vermisst man auf einem kurzweiligen Fest nicht, zumal wenn es ein anspruchsvolles Kulturprogramm gibt.
2.Spaß kann der Gast auch ohne Alkohol haben. Deshalb sollte erfrischende Mineralwässer und Obstsäfte ausgeschenkt werden. Im Interesse der Volksgesundheit verzichtet die ortsansässige Brauerei gerne auf den Bierausschank.
3.Die städtische Verwaltung wird prüfen, ob es rechtlich möglich ist, den Fast-Food-Gaststätten oder Imbissbuden den Verkauf ungesunder Nahrung im Innenstadtbereich zu verbieten.
4.Analog zu Raucherecken werden an Ulmer Schulen „Fettesser-Ecken“ eingerichtet, um Schüler, die sich gesund ernähren, vor Mitschülern, die das nicht tun, zu schützen.
5.Jeder Besucher erhält nur Zutritt zu den verschiedenen Feststätten des Donaufestes, wenn er sich aktiv an einer der Bootsfahrten beteiligt hat, die vom Ruderclub oder Paddlerverein organisiert werden.
6.Die Festivalleitung trägt dafür Sorge, dass an der Vorbereitung und Durchführung des Donaufestes nur Personen beteiligt werden, die nicht übergewichtig oder fettleibig sind. Das gilt vor allem für leitende Persönlichkeiten. Diese Personen haben Vorbildfunktion und repräsentieren gegenüber den berichterstattenden Medien aus aller Welt die gesündeste Stadt und deren Glaubwürdigkeit.

Es würde uns freuen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wenn Sie unsere Vorschläge aufgreifen könnten. In der Hoffnung, dass Ulm einen Beitrag zur Volksgesundheit leisten wird, verbleibe ich im Namen des Donaufisch-Stammtisches

mit freundlich Grüßen

Quasselstrippe

/ 13.2.08