Der Schwörmontag findet statt

oder:

EbbosSchiff2014

Ein Unglück auf der Donau hätte um ein Haar zu einer großen Katastrophe geführt. Im letzten Moment konnte sie abgewendet werden. Der Schwörmontag 2014 in Ulm findet statt.

Was ist geschehen?

Erst im April diesen Jahres wurde das Eventschiff des Ulmer Großgastronomen Ebbo Riedmüller in Betrieb genommen. 3,2 Millionen Euro hat es gekostet (geplant 2 Millionen). Ulms Oberbürgermeister erschien zur Eröffnung und versäumte nicht, das Bootshaus als architektonische Meisterleistung zu würdigen (inspiriert durch die Neue Mitte Ulms). Vor 600 geladenen Gästen versicherte OB Gönner, dass sich die schwimmende Vergnügungsstätte nicht wegbewegen und auch nicht absaufen werde.

Doch leider kam es anders. Die Donau führte – bedingt durch einen trockenen Sommer – wenig Wasser. Mit dem Wasserpegel sank überraschend das Gesamtkunstwerk des Ulmer Architekten Adrian Hochstrasser, insgesamt 31 Zentimeter unter das bisher gemessene Mindestlevel des Flusses. Das war zu viel.

Hochwasser hatte der Architekt Hochstrasser einkalkuliert, mit Tiefwasser rechnete er nicht. Das Unheil nahm seinen Lauf: ein Türrahmen zerbarst, Fensterscheiben splitterten, weitere Fenster wurden beschädigt.

Glücklicherweise können auf Deck des beschädigten Schiffes mit etwas gutem Willen doch noch Gäste bewirtet und Rundfunksendungen produziert werden. (Siehe unser Foto)Wäre dies unmöglich gewesen, hätte es heute kein „Schwörmontagsradio“ eines lokalen Radiosenders gegeben und auch die 200 erwarteten Gäste hätten auf dem Eventschiff keinen exklusiven Platz beim Wasserumzug auf der Donau (Nabada) gefunden. Solche Umstände hätten womöglich den ganze Schwörmontag in Frage gestellt: Keine Schwörrede des Oberbürgermeisters… keine Späße auf der Donau…keine wilde Ballermannparty in den Gassen der Altstadt. Nicht auszudenken!

Nach der Ulmer Schiffshavarie bleibt allerdings eine ernste juristische Frage, die uns Bürger und die Gerichte sicher noch einige Jahre beschäftigen wird:

Sind das Regierungspräsidium Tübingen, das Wasserwirtschaftsamt und die Stadtwerke Ulm zum Schadenersatz verpflichtet? Müssen sie Ebbo Riedmüller und seinem Architekten Adrian Hochstrasser den Schaden in Höhe von 20.000 Euro ersetzen, den der Wassertiefstand der Donau verursacht hat?

Der Architekt Hochstrasser ist davon überzeugt, dass andere für den Schaden bezahlen müssen. Schließlich habe er mit dem Regierungspräsidium, dem Wasserwirtschaftsamt und den SWU einen Vertrag geschlossen, in welchem ihm ein Mindestlevel der Donau (465,81 Meter über dem Meeresspiegel) zugesichert werde.

Neben dem Rechtsstreit in Abdera, in dem es darum ging, ob eine Kunde auch den Schatten eines Esels miete und benutzen dürfe, wenn er den Esel gegen Geld ausleihe, wird der Ulmer Streit um die garantierte Mindesthöhe des Wasserpegels der Donau zweifellos in die Rechtsgeschichte eingehen.

Vielleicht geht aber auch Adrian Hochstrasser in die Geschichte der Architektur ein als einzigartiger Baumeister, der ein Eventschiff konstruierte, das nur bei Normalwasserstand seine Aufgabe erfüllen kann.

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Ebbo und Uli – manus manum lavat

Seit über einem Jahr liegt am Donauufer in Ulm das Wrack eines Restaurantschiffes. Ein Feuer hatte es in der Nacht zum 3.5.2008 nach einer Hochzeitsfeier zerstört. Der Staatsanwalt wurde tätig, stellte aber nach einigen Monaten die Ermittlungen ein. Die Ursache des Brandes konnte er nicht herausfinden, vermutet wird, dass eine weggeworfene Zigarettenkippe die Ursache des Unglücks war.

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Eigentümer des Schiffes und Inhaber der Konzession zur Betreibung eines Gaststättenbetriebes an diesem exponierten Ort sind zwei Geschäftspartner, die sich nun darüber streiten, wie viel Geld der Eine dem Anderen bezahlen muss, damit dieser seine Rechte an der Konzession abtritt.

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Die Brandschutzversicherung bezahlte 300.000 Euro an jenen der beiden Schiffseigentümer aus, der die Konzession haben und später alleine an diesem lauschigen Plätzchen ein Restaurant betreiben möchte. Er ist bereit, seinem ehemaligen Kompagnon die Hälfte der Versicherungssumme abzugeben. Der Andere hält diese Summe für viel zu gering. Beide Geschäftspartner beteuern, die Angelegenheit ohne juristische Auseinandersetzung regeln zu wollen.

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Durch Zufall gelangte Quasselstrippe in den Besitz geheimer Dokumente. Es handelt sich dabei um ein Telefonprotokoll aus den Archiven des SAUUF (Schäubles Ausschuss zur Untersuchung des Ulmer Filzes). In diesem Telefonat führen zwei Personen des Öffentlichen Lebens in Ulm ein Gespräch. Die eine Person ist der Journalist Hans-Uli Thührer*, die andere ist Ebbo Speedmüller*, der Inhaber von 97 Prozent aller gastronomischen Betriebe in Ulm. (*Namen geändert)

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Uli: Ja, Ebbo, altes Haus, was gibt s?

Ebbo: Nur Probleme, Uli!

Uli: Wieso? Bei dir läuft s Geschäft doch super.

Ebbo: Ach, das Schiffswrack …

Uli: Zahlt die Versicherung nicht?

Ebbo: Doch schon. 300.000 Euro. Aber …

Uli: Dann bist du doch aus dem Schneider.

Ebbo: Mein Kompagnon macht Schwierigkeiten. Der will einen Haufen Geld dafür, dass er mir die Konzession abtritt. Dabei hab ich ihm 150.000 geboten.

Uli: Tja, wahrscheinlich ist diese Konzession auch das Fünffache wert.

Ebbo: Du musst mir helfen, Uli.

Uli: Wie könnte ich dir helfen?

Ebbo: Ich muss meinen Kompagnon dazu bringen, dass er mit 150.000 zufrieden ist.

Uli: Und was kann ich dabei tun. Soll ich ihm Prügel androhen?

Ebbo: Du könntest doch mit deiner Zeitung etwas Druck machen.

Uli: Und wie stellst du dir das denn vor?

Ebbo: Schreib, dass das ausgebrannte Wrack ein Schandfleck ist, dass sich die echten Ulmer jetzt beim Fischerstechen und Nabada vor ihren Gästen schämen müssen. Schreib, dass die Stadtverwaltung sich sofort einschalten muss – im öffentlichen Interesse oder so. Heiz meinem Kompagnon ein; er muss als Quertreiber dastehen. Schreib, dass er sich einer vernünftigen Lösung verweigert. Mach Druck, damit er bloß noch eines will: den ganzen Ärger möglichst schnell vom Hals haben!

Uli: Verstehe. Und dann wird er dir die Konzession für 150.000 Euro abgeben. Und was hab ich davon?

Ebbo: Es wird nicht zu deinem Schaden sein, wenn du mich unterstützst. Außerdem sind wir doch Freunde.

Uli: Gut, Ebbo. Ich komm dann am Sonntag bei dir in der Spezlwirtschaft vorbei. Da können wir noch Einzelheiten meines Artikels besprechen. Reservier mir einen Tisch für zehn Personen. Sagen wir 12 Uhr 30?

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„Manus manum lavat“ – „eine Hand wäscht die andere“, sagten die alten Römer. Die Ulmer nennen es Freundschaftsdienst: „Ama Fraind an Gfalla doa“. Die Gefälligkeit wurde dem Gastronom Ebbo Speedmüller am 3.7.2009 erwiesen. An diesem Tag prangte auf der ersten Lokalseite der Söflinger World Press (SWP) ein riesiges Foto des Schiffswracks, darunter stand ein fünf Spalten langer Artikel und ein zweispaltiger Kommentar des Redakteurs Hans-Uli Thührer. Engagiert focht der Journalist in seinen Texten für die Beseitigung eines Schandflecks an der Donau.

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9.7.09

Der Ulmer Dienstweg oder Ebbos Schiff

Wenn der Ulmer Großgastronom Eberhard Riedmüller morgens erwacht, hat er gelegentlich selbst Mühe, sich an alle Etablissements zu erinnern, die ihm gehören. Da sind die Barfüßer Restaurants in Ulm, Neu-Ulm, Memmingen, Leutkirch und Heilbronn, in denen sich bodenständig essen lässt; das Schlossrestaurant in Erbach, wo die blöden Weiber vom Landesdenkmalamt vor Jahre so viel Stress wegen des Umbaus gemacht haben; der Ratskeller, wo der Herr Oberbürgermeister mit den wichtigen Stadträten am Abend noch einige Gläser Rotwein schlürft, wenn die Ausschusssitzung sich in die Länge gezogen hat; das Bistro Spazz, der Glacis Biergarten, das Bad Wolf, das Bräuhaus in Weißenhorn, die Ausflugsgaststätte Butzental und das RiKu Hotel in Neu-Ulm. Die Zeit ist längst vorbei, wo Ebbo am späten Abend Gästen am Tresen stolz erzählte, wie er „seine erste Million gemacht hat“. Jetzt gibt es für ihn nur noch Arbeit. Sein neuestes Projekt ist ein „Eventschiff“ auf der Donau.

RiedmüllersEventschiff

Kaum hat der Ulmer Gastrokönig sein neues Projekt begonnen, melden sich die stadtbekannten Nörgler zu Wort:

Das neue Schiff sei länger, breiter und höher als das alte Eventschiff „Berblinger“, das 2008 ausgebrannt ist. An exponierter Stelle, wenige Gehminuten vom Münster, in Blickweite von Dreifaltigkeitskirche und Gänstor, an der schönen Adlerbastei, hätte nie eine Genehmigung erteilt werden dürfen. Die Bedürfnisse der Anwohner in benachbarten Häusern seien von der Stadt nicht berücksichtigt worden. Wochenlange Sperrungen des Donauuferweges wegen der Aufbauarbeiten seien unzumutbar. Nun schenke das Rathaus Herrn Riedmüller auch noch einen Überweg mit Ampel bei der Gänstorbrücke für 100.000 €, obwohl dort bereits eine Unterführung, ein Donauuferweg (auf Ulmer Seite) sowie ein Fußgängerüberweg mit Ampel (auf Neu-Ulmer Seite) existiert. Der Gipfel des Irrsinns sei, dass die Neu-Ulmer auf ihrer Brückenseite ebenfalls eine Unterführung planen (die voraussichtlichen Kosten liegen bei 840.000 €).

WohnhäuserAdlerbastei.1

Wir vom DF-Stammtisch müssen die Kritik an Eventschiff und Ampel zurückweisen. Alle Ulmer freuen sich aufs Ebbo-Schiff. Es hätte noch größer ausfallen müssen: 150 Gäste im Innenbereich und 120 außen – das ist zu klein!

Auch Vorwürfe, bei der Genehmigung durch das Ulmer Rathaus sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, sind böswillige Verleumdung. Beim Eventschiff wurde – wie bei allen anderen Projekten auch – genauestens auf rechtlich korrekte Verfahrensabläufe geachtet. Am Beispiel der neuen Fußgängerampel wollen wir vereinfacht erklären, wie der korrekte Ulmer Dienstweg funktioniert:

Ein Journalist der Südwest Presse wird darum gebeten , wenn er in Ebbos Wirtshaus speist, den Bau einer Fußgängerampel an der Gänstorbrücke beim Oberbürgermeister anzuregen. Ist das Anliegen an Herrn Gönner weitergeleitet, spricht dieser einen Gemeinderat an: „Mach doch den Vorschlag,“ sagt Gönner zu ihm, „bei der Gänstorbrücke eine Fußgängerampel zu installieren. Das bringt Deiner Fraktion Sympathie.“Wenig später tritt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rivoir vor die Presse und erklärt: „Durch Stadterkundungen haben wir herausgefunden, dass eine Fußgängerampel an der Gänstorbrücke fehlt. Die SPD wird sich deshalb nachdrücklich im Interesse aller Ulmer für eine Ampel einsetzen.“ So steht das am nächsten Tag auch in der Zeitung. Am übernächsten Tag berichtet die SWP, dass Oberbürgermeister Gönner vom Vorschlag Rivoirs völlig überrascht gewesen sei, eine wohlwollende Prüfung aber zugesagt habe. Zwei Wochen danach berät und beschließt der zuständige Ausschuss des Gemeinderates. Dann leitet die Bauverwaltung die nötigen Bauarbeiten an der Gänstorbrücke in die Wege und schon kurze Zeit später ist die 100.000 – € – Ampelanlage fertiggestellt.

Sie sehen, verehrte Leser, hier wird transparent, in voller Übereinstimmung mit Recht und Gesetz und bürgernah entschieden. Kontrolle ist durch die direkte Einbeziehung der Presse vorbildlich gewährleistet.

Auch wir vom DF werden jetzt den Ulmer Dienstweg beschreiten. Am Donauufer beim Fischerplätzle, wo in längst vergangenen Zeiten Badehäuser standen, möchten wir gerne eine schwimmende Donaufisch-Bar eröffnen.

Gut verdauliche Witze über Ulmer Politiker will der Wirt dort servieren – vor internationalem Publikum, versteht sich. Deshalb sind ein Parkplatz für Prominente (beim Schwörhaus?) und ein Landeplatz für Hubschrauber (beim Metzgerturm?) unverzichtbar. Als Gegenleistung bietet der Wirt kostenlos Werbung für den restaurierten Löwenmenschen: Lieder und Gedichte allabendlich zu Löwenmensch und Steinzeit. Regelmäßige Aufführung eines Theaterstückes (Broadway-Format), das vom Löwenmenschen und vom Paläolithikum handelt. Wäre das nicht wunderbar?

Badehäuser1894

Wir vom DF sind zuversichtlich, dass einer Betriebsgenehmigung für unsere Flussbar nichts mehr im Wege steht. Nun können wir beruhigt in den Barfüßer nach Neu-Ulm eilen. Dieser fantastische Artikel ist Ebbo sicher mehrere Zwiebelrostbraten mit Kässpätzle (für 18,90 €) wert.