Wenn der Ulmer Großgastronom Eberhard Riedmüller morgens erwacht, hat er gelegentlich selbst Mühe, sich an alle Etablissements zu erinnern, die ihm gehören. Da sind die Barfüßer Restaurants in Ulm, Neu-Ulm, Memmingen, Leutkirch und Heilbronn, in denen sich bodenständig essen lässt; das Schlossrestaurant in Erbach, wo die blöden Weiber vom Landesdenkmalamt vor Jahre so viel Stress wegen des Umbaus gemacht haben; der Ratskeller, wo der Herr Oberbürgermeister mit den wichtigen Stadträten am Abend noch einige Gläser Rotwein schlürft, wenn die Ausschusssitzung sich in die Länge gezogen hat; das Bistro Spazz, der Glacis Biergarten, das Bad Wolf, das Bräuhaus in Weißenhorn, die Ausflugsgaststätte Butzental und das RiKu Hotel in Neu-Ulm. Die Zeit ist längst vorbei, wo Ebbo am späten Abend Gästen am Tresen stolz erzählte, wie er „seine erste Million gemacht hat“. Jetzt gibt es für ihn nur noch Arbeit. Sein neuestes Projekt ist ein „Eventschiff“ auf der Donau.

Kaum hat der Ulmer Gastrokönig sein neues Projekt begonnen, melden sich die stadtbekannten Nörgler zu Wort:
Das neue Schiff sei länger, breiter und höher als das alte Eventschiff „Berblinger“, das 2008 ausgebrannt ist. An exponierter Stelle, wenige Gehminuten vom Münster, in Blickweite von Dreifaltigkeitskirche und Gänstor, an der schönen Adlerbastei, hätte nie eine Genehmigung erteilt werden dürfen. Die Bedürfnisse der Anwohner in benachbarten Häusern seien von der Stadt nicht berücksichtigt worden. Wochenlange Sperrungen des Donauuferweges wegen der Aufbauarbeiten seien unzumutbar. Nun schenke das Rathaus Herrn Riedmüller auch noch einen Überweg mit Ampel bei der Gänstorbrücke für 100.000 €, obwohl dort bereits eine Unterführung, ein Donauuferweg (auf Ulmer Seite) sowie ein Fußgängerüberweg mit Ampel (auf Neu-Ulmer Seite) existiert. Der Gipfel des Irrsinns sei, dass die Neu-Ulmer auf ihrer Brückenseite ebenfalls eine Unterführung planen (die voraussichtlichen Kosten liegen bei 840.000 €).

Wir vom DF-Stammtisch müssen die Kritik an Eventschiff und Ampel zurückweisen. Alle Ulmer freuen sich aufs Ebbo-Schiff. Es hätte noch größer ausfallen müssen: 150 Gäste im Innenbereich und 120 außen – das ist zu klein!
Auch Vorwürfe, bei der Genehmigung durch das Ulmer Rathaus sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, sind böswillige Verleumdung. Beim Eventschiff wurde – wie bei allen anderen Projekten auch – genauestens auf rechtlich korrekte Verfahrensabläufe geachtet. Am Beispiel der neuen Fußgängerampel wollen wir vereinfacht erklären, wie der korrekte Ulmer Dienstweg funktioniert:
Ein Journalist der Südwest Presse wird darum gebeten , wenn er in Ebbos Wirtshaus speist, den Bau einer Fußgängerampel an der Gänstorbrücke beim Oberbürgermeister anzuregen. Ist das Anliegen an Herrn Gönner weitergeleitet, spricht dieser einen Gemeinderat an: „Mach doch den Vorschlag,“ sagt Gönner zu ihm, „bei der Gänstorbrücke eine Fußgängerampel zu installieren. Das bringt Deiner Fraktion Sympathie.“Wenig später tritt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rivoir vor die Presse und erklärt: „Durch Stadterkundungen haben wir herausgefunden, dass eine Fußgängerampel an der Gänstorbrücke fehlt. Die SPD wird sich deshalb nachdrücklich im Interesse aller Ulmer für eine Ampel einsetzen.“ So steht das am nächsten Tag auch in der Zeitung. Am übernächsten Tag berichtet die SWP, dass Oberbürgermeister Gönner vom Vorschlag Rivoirs völlig überrascht gewesen sei, eine wohlwollende Prüfung aber zugesagt habe. Zwei Wochen danach berät und beschließt der zuständige Ausschuss des Gemeinderates. Dann leitet die Bauverwaltung die nötigen Bauarbeiten an der Gänstorbrücke in die Wege und schon kurze Zeit später ist die 100.000 – € – Ampelanlage fertiggestellt.
Sie sehen, verehrte Leser, hier wird transparent, in voller Übereinstimmung mit Recht und Gesetz und bürgernah entschieden. Kontrolle ist durch die direkte Einbeziehung der Presse vorbildlich gewährleistet.
Auch wir vom DF werden jetzt den Ulmer Dienstweg beschreiten. Am Donauufer beim Fischerplätzle, wo in längst vergangenen Zeiten Badehäuser standen, möchten wir gerne eine schwimmende Donaufisch-Bar eröffnen.
Gut verdauliche Witze über Ulmer Politiker will der Wirt dort servieren – vor internationalem Publikum, versteht sich. Deshalb sind ein Parkplatz für Prominente (beim Schwörhaus?) und ein Landeplatz für Hubschrauber (beim Metzgerturm?) unverzichtbar. Als Gegenleistung bietet der Wirt kostenlos Werbung für den restaurierten Löwenmenschen: Lieder und Gedichte allabendlich zu Löwenmensch und Steinzeit. Regelmäßige Aufführung eines Theaterstückes (Broadway-Format), das vom Löwenmenschen und vom Paläolithikum handelt. Wäre das nicht wunderbar?

Wir vom DF sind zuversichtlich, dass einer Betriebsgenehmigung für unsere Flussbar nichts mehr im Wege steht. Nun können wir beruhigt in den Barfüßer nach Neu-Ulm eilen. Dieser fantastische Artikel ist Ebbo sicher mehrere Zwiebelrostbraten mit Kässpätzle (für 18,90 €) wert.