Ulmer Tierfreunde

Herr&Hund

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Erkennt man nicht auf den ersten Blick die Innigkeit zwischen Herr und Hund? Ahnt man nicht sofort, welche Treue der Hund seinem Herrn schenkt und wie der Herr seinen animalischen Freund mit liebevoller Fürsorge und starker Hand belohnt?

Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner und sein reinrassiger Thierer-Terrier Uli sind seit vielen Jahren unzertrennlich. Überall hin begleitet Uli seinen Herrn. Sogar neben dem großen Eichenschreibtisch im Rathaus hat er sein Plätzchen, und auch bei den Sitzungen des Gemeinderates liegt der Terrier zu Füssen des Oberbürgermeisters.

Und wehe, einer der Anwesenden sagt ein falsches Wort oder vergreift sich im Ton. Sofort stellt Uli die Ohren, legt die Stirn in Falten und knurrt. Doch das ereignete sich die vergangenen Jahre kaum mehr. Die Stadträte lieben alle Herrn Gönner, mancher liebt ihn noch mehr als der Hund.

Der Hund beherrscht die tadellose Ausführung von drei Befehlen. „Fass!“ „ Aus!“ „Toter Hund!“ Das sollten Sie mal sehen! Einmalig. Vor allem die Ausführung des letzten Befehls „Toter Hund!“ Kaum hat Herr Gönner den Befehl erteilt, wirft sich der Thierer-Terrier auf den Boden, streckt alle Viere, gibt keinen Laut von sich und rührt sich nicht mehr von der Stelle, bis neue Befehle vom Herrn an sein wachsames Ohr dringen.

Um diese treue Seele wird Herr Gönner im ganzen Gemeinderat beneidet.

In der nächsten Folge unserer neuen Reihe „Ulmer Tierfreunde“ erzählen wir Ihnen, verehrte Leser, vom einem Gemeinderat und seinem Mayer-Sittich Hansi. Dieser kann zehn kurze Sätze sagen, in denen die Wörter „Donaubüro Ulm, Weltfrieden oder El Masri“ vorkommen. Einfach drollig, dieser Vogel.

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Ulm, Hauptstadt der Donauregionen

Es ist eine Katastrophe. Eine Demütigung. Was sind da bloß für Ignoranten am Werk gewesen? Wer ist verantwortlich? Der Vorsitzende Professor Dr. Jan Bergmann ? Der gesamte Vorstand? Der Vorsitzende des Beirates, Europaminister Friedrich von der SPD?

Wie können die schlimmsten Folgen des verhängnisvollen Irrtums beseitigt werden? Welche Strafen müssen über die Verantwortlichen verhängt werden? Sollten dem gesamten Verein sämtliche finanziellen Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg gestrichen werden?

Doch der Reihe nach.

Stellen Sie sich, verehrter Leser, unsere Empörung bei folgender Entdeckung vor: die neue Internetsite vom Europa-Zentrum zeigt eine Karte der Donau vom Ursprung bis zur Mündung. Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad sind eingezeichnet , Ulm, die heimliche Hauptstadt der gesamten Donauregion wurde vergessen?

Karte-Donauregion
(Quelle: Europa-Zentrum. Zur Vergrößerung auf die Karte klicken.)

Das überparteiliche “Europa Zentrum Baden-Württemberg – Institut und Akademie für Europafragen” möchte eigenem Bekunden nach über die Politik der EU im Donauraum informieren: „ Sie erhalten erste Überblicke über die Donauraumstrategie und konkrete Hinweise und Tipps zu Projekten, Veranstaltungen, Literatur und vielem anderen mehr“.

Überblicke? Steht da „Überblicke“? Wie zum Teufel können Überblicke über die Strategie im Donauraum gegeben werden, ohne die Erfinderin der Donaupolitik auf einer Karte einzuzeichnen?

Unserer Empörung und unserer Wut verliehen der Journalist Hans-Uli Mayer und der Ulmer CDU-Mann Dr. Thomas Kienle Ausdruck. Couragiert traten sie für die Interessen Ulms ein:

Dr. Kienle beschwerte sich in einem Brief an Oberbürgermeister Gönner über die schlechte Behandlung der ehemals freien Reichsstadt Ulm. Findig wies er darauf hin , dass der Verein mit dem Geld aus Baden-Württemberg „das Geschäft anderer Donauregionen“ , so z.B. Österreichs, betreibe.

Dr. Kienle, der für seine zurückhaltende Art bei der Arbeit im Ulmer Gemeinderat bekannt ist und gelegentlich sogar an Sitzungen von Ausschüssen teilnimmt (und dort abstimmt), denen er gar nicht angehört, forderte entschlossen:

Herr Gönner, sorgen Sie in Stuttgart sofort für Abhilfe! Zwingen Sie die Landesregierung und den Europa-Zentrum-Verein dazu, Ulm auf der Europakarte einzuzeichnen! Kein Werbegeld für Österreich, Ungarn, Serbien und andere Länder der Donauregionen!

Richtig, Herr Dr. Kienle. Wo kommen wir hin, wenn wir unser gutes schwäbisches Geld im Rahmen der Donaustrategie für andere europäische Länder ausgeben! Herr Dr. Kienle weiß, wann und wofür man sich in der Politik einsetzen muss.

Was aber wäre die richtige politische Idee ohne den Mann von der Presse, der mit Sachverstand und Augenmaß, die Ideen in die Öffentlichkeit transportiert?

Unter der Überschrift „Für Stuttgart beginnt die Donau in Linz“ (SWP 4.5.2013) griff Hans-Uli Mayer das Thema auf und machte es – nicht zuletzt durch seine brillante Sprache zu einem Sujets, das unter Ulmern auf größtes Interesse stieß. Welchem anderen Journalisten könnten Bilder von so mächtiger Ausdruckskraft einfallen: „Während der Rhein symbolisch für die Gründungsphase der EU steht, ist die Donau deren Erweiterungsfluss“. „Erweiterungsfluss“ – ist das nicht ein wunderbarer und unvergleichlicher Ausdruck?

Der DF hofft, dass nun alles auf bestem Wege ist und die Donauperle Ulm rasch wieder zu der Stellung und dem Ansehen kommen wird, das ihr gebührt. Notfalls müssten noch zwei einflussreiche Herren zur Unterstützung gewonnen werden: EU-Kommissar Günther Oettinger und der Donaustratege und Leiter der EU-Tauchakademie Peter Langer.

Die Theodor-Heuss-Stiftung sollte prüfen, ob die Herren Dr.Thomas Kienle, Stadtrat in Ulm, und Hans-Uli Mayer, Lokalredakteur bei der Südwest Presse Ulm, wegen ihres vorbildlichen politischen Engagements nicht geeignete Kandidaten für den nächsten Theodor-Heuss-Preis sind.

6.5.13

Meine Südwest Presse

Ob individuelles oder kollektives Pfeifen im Walde – die SWP meldet und kommentiert es sofort.

Südwest Presse Ulm

Ich kenne einige deutsche Tageszeitungen, darunter welche mit regionaler und überregionaler Verbreitung. Keine Zeitung ist mir aber – selbst nach jahrelanger Lektüre- so ans Herz gewachsen wie die Südwest Presse.

Woran das liegt? Darauf gibt es eine einfache Antwort: an der Lokalausgabe für die Donaustadt Ulm. Oder noch genauer: an wenigen Redakteuren, die eine Sprachkultur und Art der Berichterstattung pflegen, die in Deutschland als einzigartig gelten darf.

Nehmen wir z.B. den Redakteur Hans-Uli Mayer. Er schrieb am 30.März 2011 zwei Beiträge auf der ersten Seite der Lokalausgabe über den ASB in Ulm, der seit einigen Jahren in einer bedrohlichen finanziellen Krise steckt. Jeder gewöhnliche Redakteur würden dem Leser einen Bericht und einen Kommentar vorsetzen, in dem der Umfang der Krise, deren Ursachen und die Verantwortlichen genannt werden. Nicht so der SWP-Redakteur Mayer.

Er schafft es, alles Wesentliche im Dunkeln zu belassen. Alleine durch Andeutungen („Millionenverluste“, „harte Auseinandersetzungen“, „offene Feindschaften“, „Verantwortliche, die komplett den Überblick verloren“) weckt Herr Mayer Interesse und erzeugt Spannung, lässt aber völlig offen, ob Mitbürger, Ulmer SPD-Mitglieder oder gar Außerirdische für das finanzielle Desaster beim ASB verantwortlich waren.

Genau darin liegt nun die große Leistung dieses Journalisten. Bei ihm ist der Leser gefordert. Mit der passiven Haltung des Konsumenten kommt hier keiner durch. Der Leser muss mitdenken, sein lokalgeschichtliches Wissen aktivieren, notfalls mit anderen kommunizieren oder selbst recherchieren. Auf diese Weise kommt es zu einer beispiellosen Mobilisierung des Lesers, wie sie andere Journalisten mit herkömmlichen Texten nie erreichen können.

Sind es in diesem Beispiel Inhalte bzw. inhaltliche Lücken, mit denen der passive zum aktiven Leser gebildet wird, nutzt ein anderer Redakteur raffinierteste stilistische Mittel, um einen Beitrag zur emanzipatorischen Erziehung der Leserschaft zu leisten. Jakob Resch ist ein wahrer Meister dieses Verfahrens. So kommentierte er die Diskussion über den in Ulm geplanten Straßenbahnausbau mit den Worten:

„Damals…zerfleischten sich die Stadträte…Jetzt ist es vielmehr so, dass sie sich mit einem kollektiven Pfeifen im Walde gegenseitig und vorzeitig Mut zusprechen und sich so in Stellung gegenüber möglichem Gegenwind von draußen bringen“ (SWP 31.3.2011, erste Lokalseite).

Sie müssen sich, verehrte Leser, einmal dieses ausdrucksstarke Bild vor ihr geistiges Auge führen: Stadträte, die sich vor nicht allzu langer Zeit noch zerfleischten, sprechen sich jetzt „gegenseitig und vorzeitig“ Mut zu. Und wie machen sie das? Durch ein „kollektives Pfeifen im Walde“. Und dieses „kollektive Pfeifen“ vermag noch mehr: Es bringt die Stadträte „in Stellung gegenüber möglichem Gegenwind von draußen“.

Originalität und Kraft solcher Bilder bewirken, dass dem Leser der Tageszeitung schon morgens die Kaffeetasse samt Löffel aus der Hand fallen und ihn diese Chiffren (das ist wohl die treffendste Bezeichnung für Reschs magische Bilder) den ganzen Tag und länger beschäftigen.

Gibt es eine Formulierung, die einprägsamer die Geschlossenheit der Gemeinderäte und ihre Bereitschaft zur Verteidigung eines gemeinsamen Planes zum Ausdruck bringt?

Können andere Worte präziser fassen, wie stark der zu erwartende Widerstand aus der Gesellschaft sein wird („Gegenwind von draußen“) und wie groß die Entschlossenheit, ihm entgegenzutreten?

Solche stilistisch außergewöhnlichen Mittel setzten einen Reflexionsprozess beim Zeitungsleser in Gang. Dieser Stil führt zu einer Aktivierung, an deren Ende nur ein emanzipierter Leser stehen kann.

Die SWP Ulm verfügt über eine Handvoll Spezialisten, die die ehrgeizige Strategie einer Art moderner Aufklärung verfolgen. Deshalb liebe ich meine Tageszeitung über alles.

22.4.2011