Shopping-Mall-City

 

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Wieder einmal durften die Bürger Ulms erfahren, dass das Rathaus von einem einzigartigen Oberbürgermeister geleitet wird. Stets gilt das ganze Bemühen Ivo Gönners dem größtmöglichen Glück der Ulmer.

Während seiner Regentschaft beschenkte er die Menschen beider Donaustädte mit einer Multifunktionshalle (Ratiopharm-Arena) und einem Freizeitbad (Wonnemar) und übergab die beiden mit öffentlichen Mitteln finanzierten Einrichtungen privaten Betreibern. Nun wird Gönner den Ulmern eine Shoppingmall schenken. Das haben sich alle Bürger schon immer gewünscht. Der Jubel in der Stadt ist groß.

Der Fuchs Gönner bereitete das Großprojekt Sedelhöfe von langer Hand vor. Eingeweiht waren nur wenige Helfer und die politisch wichtigsten Personen der Stadt. Viele Mitwisser verderben alles . Wer politisch wirklich Großes schaffen will, muss im Stillen arbeiten. Bürgerbeteiligung gefährdet erfolgreiche politische Arbeit.

Von 2007 bis 2010 kaufte der städtische Bedienstete Ulrich Soldner am Sedelhof alle Grundstücke und Gebäude für insgesamt 30 Mio. Euro. 2011 fand europaweit ein Ausschreibungsverfahren statt (streng geheim, da „heikle Wettbewerbsvorschriften“ dies erforderten). Zehn Investoren bekundeten daraufhin Interesse, drei kamen in die engere Wahl.

Ende April 2012 gab die Lokalpresse schließlich bekannt, dass der Ulmer Gemeinderat (nichtöffentlich und einstimmig) beschlossen habe, Planung, Bau und Vermarktung des Sedelhofes der MAB Development Deutschland (dahinter steht die holländische Bank Rabo) zu übertragen. Eine 18.000 Quadratmeter große Einkaufsgalerie wolle das Immobilienunternehmen am Sedelhof errichten, erfuhr der ahnungslose, aber hoch erfreute Ulmer Bürger, nachdem alle wesentlichen Entscheidungen getroffen worden waren.

Insgesamt 150 Mio. Euro will MAB investieren, davon 31 Mio. für Grundstücke. Die Stadt reißt vor dem Deal alle Gebäude auf eigene Kosten ab. Das Bebauungsmodell stammt vom Büro Grüntuch Ernst Architekten aus Berlin. Der Ulmer Baubürgermeister brach im Gemeinderat in Begeisterung aus: „…erste Bundesliga des Städtebaus…“. Auch unser DF-Stammtisch konnte seine überschwängliche Freude über die geplanten Gebäude nicht verbergen: Quaderförmig, mit begrüntem Fachdach, bis zu 30 Meter hoch – was begehrt das Herz mehr?

Das Projekt wird ohne Frage großen Erfolg haben, wie ein Blick in die Mainmetropole zeigt. In Frankfurt plante, baute und betreibt MAB „MyZeil“. Auf 52.000 Quadratmetern bieten so einzigartige Geschäfte wie Rewe und Saturn Lebensmittel und TV-Geräte an. Der Fitnessclub verfügt sogar über ein Schwimmbad. In einem „Gastro-Boulevard“ werden die Gaumen der Gäste mit Pizza und Currywurst verwöhnt. Ist das nicht umwerfend?

Die richtigen Worte für die neue Sedelhof–Multi-Shopping-Mall fand wie immer ein Wortakrobat der Südwest Presse: die City erhalte einen neuen „Verweil- und Erlebnischarakter“ stand im Januar 2013 in der Zeitung.

Bisher können die Bürger Ulms und Neu-Ulms nur in einem Einkaufsparadies verweilen und erleben: Im 37.500 Quadratmeter großen Blautal-Center, das 1997 eröffnet worden ist und heute, sechzehn Jahre später, in einer Krise steckt: Realmarkt und Promarkt zogen aus, 13.000 qm Verkaufsflächen bleiben monatelang ungenutzt.

Das Neu-Ulmer Mutschler-Center ist schon seit Jahren geschlossen und wurde jetzt von einem Möbelgeschäft übernommen. Auf 70.000 Quadratmetern ist die Neueröffnung eines Einkaufzentrums geplant (Schwerpunkt Möbel).

Bald wird sich das Angebot an innerstädtischen Malls noch weiter erhöhen: Neben dem Neu-Ulmer Bahnhof entsteht die 25.000 Quadratmeter große Glacis-Galerie. Damit nicht genug: Südlich davon, wenige Schritte entfernt, plant der Investor Ulrich Nickel aus Illertissen auf einem 30.000 qm großen Gelände eine gemischte Bebauung mit Gewerbe-, Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben.

Sie sehen, der Tag ist nicht mehr fern, an dem die beiden Donaustädte einen neuen Namen erhalten werden: Shopping-Mall-City.

Wenn Sie ökonomisch denkend – wie unser OB – ein Großprojekt wie die Sedelhöfe verwirklichen, dürfen Sie natürlich nicht zögern, mit verstaubten Ansichten von gestern zu brechen. Sparsamkeit und verantwortlicher Umgangs mit Besitz sind schön und recht. Aber für den Fall, dass höhere Gewerbesteuereinnahmen und das Glück der Bürger auf dem Spiel stehen, nur hinderliche Prinzipien.

Den Abbruch einer 1983 für 16,5 Millionen DM errichteten Tiefgarage, die 500 Fahrzeugen Platz bietet, und darüber liegender Gewerberäume (siehe Fotos) sollten Sie ohne Bedenken in Kauf nehmen. Dass die neuen Gebäude nicht ganz so ansehnlich sein werden wie das alte Parkhaus, scheint angesichts des insgesamt positiven Kosten-Nutzen-Kalküls zweitrangig.

Direkt neben den Sedelhöfen liegen Galeria Kaufhof, Peek & Cloppenburg, Reischmann und Sport Sohn. Dort ist die Freude über die neue Mall nicht so groß. Aber die Chefs dieser Unternehmen sollten sich keine Sorgen machen.

Für Investmentgesellschaften tut sich bereits eine bessere Anlagemöglichkeit als Shopping-Malls auf: Die Frankfurter Habona Invest GmbH investiert neuerdings in den Bau und die Vermietung von Kindertagesstätten, da der Staat nicht in der Lage ist, die benötige Anzahl an Kitas selbst zu bauen. Sechs Prozent Rendite ist zwar nicht viel, aber in wirtschaftlich unsicheren Zeiten könnten sie auch OB Gönner davon überzeugen, dass ein heimeliger Betreuungsort für Kleinkinder noch besser für das größtmögliche Glück des Bürgers sorgt als eine wunderbare Shoppingmall mit nur fünf Prozent Rendite.

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1983 wurde es für 16,5 Millionen Deutsche Mark errichtet. Jetzt wird das Sedelhof-Parkhaus im Februar 2013 abgerissen. Ivo Gönner, der Ulmer CBL-Spezialist, hat eine rentablere Nutzung des innerstädtischen Geländes unweit des Ulmer Hauptbahnhofes entdeckt.

/ 16.1.2013

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